06.02.2019 Mittwoch 20:00 Uhr | AG Frieden

Ursula Krechel – Geisterbahn (Lesung)

Eindringlich und teilnahmsvoll: Ursula Krechel folgt den Lebensspuren der Opfer und schafft aus historischen Zeugnissen ein bewegendes Bild deutscher Geschichte in Trier, die über alle Markierungen hinweg bis heute nachwirkt.

In ihrem Roman „Geisterbahn“ erzählt Ursula Krechel sprachgewaltig die sorgfältig recherchierte und literarisch beeindruckend komponierte Geschichte von Trierer Familien. Insbesondere die im Zentrum des Romans stehende Familie Dorn bekommen als Sinti alle Grausamkeiten des NS-Regimes zu spüren: Sterilisation, Verschleppung, Zwangsarbeit. Und nach Ende des Kriegs und dem Untergang des NS-Regimes gibt es weder Neuanfang, noch Wiedergutmachung. Überlebende werden weiter gedemütigt und schikaniert. Ehemalige Täter und Opfer, Opportunisten und Widerständler treffen in und um Trier im täglichen Leben in ständig quälender Nachbarschaft aufeinander.

Eine beeindruckende Gesellschaftsgeschichte nicht nur Triers, sondern des deutsch-luxemburgischen Grenzlands, in der es nach Krechel keine Stunde null gab, keine wundersame Verwandlung eines fanatisierten Volkes in lupenreine Demokraten, keine wirkliche Entschädigung und keine ernsthafte Entschuldigung, schlicht keine Gerechtigkeit – daran erinnert die Autorin eindrücklich mit diesem Roman.

Mittwoch | 06. Februar 2019 | 20:00 Uhr

Großer Saal | éditions trèves & TUFA e.V.& AG Frieden | Eintritt: VVK & AK: 8/10 €

Tickets unter: www.ticket-regional.de

 

„Ursula Krechels Sprache ist auf wunderbare Weise besonnen, keinesfalls nüchtern, aber eben auch nicht effektvoll. Immer wieder gibt es Sätze, die von einer bestechenden Wahrhaftigkeit und sprachlichen Schönheit sind – aber das Erzählen, so ausschweifend und genau es auch ist, hat zugleich etwas Verschwiegenes. (…) Ursula Krechel leistet Erinnerungsarbeit auf eindringliche, literarisch höchst reflektierte und bewegende Weise. Und sie zeigt, dass die Vergangenheit nicht bewältigt ist, ja, noch nicht einmal vergangen.“   Ulrich Rüdenauer, Süddeutsche Zeitung