13.06.2023 Dienstag 19:00 Uhr | AG Frieden

Trier postkolonial

Im Herbst 2022 hat sich an der Universität Trier eine studentische Initiative gegründet, deren Mitglieder die Trierer Kolonialgeschichte und ihre bis heute deutlichen Auswirkungen recherchieren und einen postkolonialen Stadtrundgang für Trier ausarbeiten möchten. Die Präsentation der ersten Ergebnisse in Form eines Abendvortrags mit anschließender Diskussion findet im Weltladen des Friedens- und Umweltzentrums, in der Pfützenstraße 1 statt.

Spätestens seit 2015 steht die deutsche Kolonialgeschichte im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Denn in diesem Jahr erkannte der Bundestag den deutschen Kolonialkrieg gegen die Herero und Nama (1904-1908) als Völkermord an. Vertreter:innen der Nachkommen in Namibia sowie BiPoC* Aktivist:innen und ihre Verbündeten weisen bereits seit 2004 darauf hin, dass es höchste Zeit für die deutsche Gesellschaft ist, sich kritisch mit der deutschen Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen. Ein Ausdruck davon sind die vielen lokalen Initiativen, die sich gegründet haben, um Straßenumbenennungen zu erwirken oder in Form eines postkolonialen Stadtrundgangs die eigene Kolonialgeschichte und ihre Auswirkungen auf unser heutiges Leben kenntlich zu machen. Von Hamburg über Berlin bis Augsburg, in vielen deutschen Städten werden inzwischen sogenannte postkoloniale Stadtrundgänge durchgeführt.

Im Herbst 2022 hat sich an der Universität Trier eine studentische Initiative gegründet, deren Mitglieder die Trierer Kolonialgeschichte und ihre bis heute deutlichen Auswirkungen recherchieren und einen solchen Stadtrundgang für Trier ausarbeiten möchten. Da es keine Literatur zum Thema gibt, schöpft die Arbeitsgruppe die Informationen direkt aus dem historischen Material, das in Archiven und Bibliotheken verfügbar ist. Die Initiative wird durch PD Dr. Eva Bischoff (Internationale Geschichte, Universität Trier) unterstützt. Erste Ergebnisse zeigen, dass Trier auf vielfältige Weise mit der deutschen, aber auch europäischen Kolonialgeschichte insgesamt verknüpft ist: durch die Aussendung von Missionar:innen, die Einfuhr von südamerikanischem Leder zur Weiterverarbeitung, dem Handel mit Kolonialwaren (z.B. mit Tabak) oder die Auswanderung nach Süd- und Nordamerika. Darüber hinaus engagierten sich insbesondere wohlhabende Bürger:innen in kolonialpolitischen Organisationen wie der Deutschen Kolonialgesellschaft.

Auf Einladung von Thomas Zuche wird die Initiative am 13. Juni 2023 erste Ergebnisse in Form eines Abendvortrags präsentieren und zur Diskussion stellen.

*Die Abkürzung BiPoC stammt aus dem Englischen und steht für Black, Indigenous, and People of Color.