01.09.2022 | Arbeitskreise & Projektgruppen

Was tun? angesichts des Ukrainekrieges

Der völkerrechtswidrige, durch nichts zu rechtfertigende Angriffskriegs Putins gegen die Ukraine dauert an. Angesichts des unsäglichen Leids und der Kriegsverbrechen in der Ukraine und einem drohenden Atom­krieg, ist die Frage wie wir aus der Eskalationsspirale herauskommen. Wie kann der Krieg beendet werden?

Für uns Friedensbewegte, ist das alles kaum auszuhalten. Aufgrund der Hilferufe aus der Ukraine, kommen Zweifel an bisherigen Überzeugungen und die Frage ist, was können wir tun?

Klar, jahrelang wurde vom Westen und der NATO viel falsch gemacht und versäumt, nicht nur im Hinblick auf Russland. Angefangen mit den nicht ratifizierten Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE), über die aufgekündigten Verträge zur Raketenabwehr (ABM) bis zur NATO-Ostererweiterung über die mit Gorbatschow vereinbarte rote Linie.

Gleichzeitig entwickelte sich das autokratische Russland immer stärker zu einem diktatorischen System mit Menschenrechtsverletzungen und der Unterdrückung von demokratischen Rechten. Der Tschetschenien- und der Georgienkrieg, die Annexion der Krim, der Krieg in der Ostukraine sowie in Syrien zeigten, was droht. Putin bekräftigt für Russland einen Großmacht-Anspruch und führt auch Krieg gegen die eigene Bevölkerung.

Trotzdem oder gerade deswegen fordert die Friedensbewegung ein klares Eintreten für einen Waffen­stillstand und Verhandlungen sowie neues Nachdenken über Frieden und Sicherheit. Das haben wir auch beim AGF-Ratschlag am 3. April getan und kontrovers diskutiert. Es wurde deutlich, dass es Unsicherheiten und Fragen gibt bzgl. der eigenen Position und der der AGF. Eine Gruppe hat sich auf den Weg gemacht, die AGF-Position zu diskutieren – die Debatte läuft noch.

Davon, und was wir auf alle Fälle tun können handelt der folgende Text.

Was tun?

Es liegt nicht in unserer Macht, den Krieg zu beenden und eine Friedensordnung aufzubauen, wie wohl wir uns zum Beispiel über Petitionen, Leserbriefe und Demonstrationen einmischen können und sollten. Und es gibt Möglichkeiten konkret zu handeln:

  • Humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine unterstützen, vor allem für Geflüchtete; am besten durch Geldspenden an erfahrene und vertrauenswürdige Organisationen
  • Geflüchteten Ukrainer*innen bei uns helfen (durch Besuche; Hilfe beim Lernen der deutschen Sprache; Unterstützung im Alltag, bei Wohnungssuche, Behördengängen und Arztbesuchen; Hausaufgabenhilfe); am besten über erfahrenen Organisationen beteiligen oder dort Rat holen. Ein Beispiel: Willkommens – Café St. Matthias. Jeden Dienstag 15 bis 17:30 Uhr, Veranstalter: Pfarrgemeinde St. Matthias, Matthiasstr. 79, Trier, Kontakt: Maria Kronenberg T. 0651-36908; Email: mhkronenberg@posteo.de
  • Freundlich, aber bestimmt in Diskussionen auf Social Media und auch sonst eingreifen.
  • Kriegsgegner*innen, Deserteur*innen und demokratische Initiativen in Russland, Ukraine und Belarus unterstützen; Empfehlenswertes internationales Netzwerk für Kriegsdienst­verweigerer und Deserteure: www.connection-ev.org
  • Zivilgesellschaftliche Projekte für Entfeindung, Begegnung und Versöhnung zwischen Menschen in der Ukraine, Russland und Belarus unterstützen; die AGF wird versuchen, entsprechende Informationen zu sammeln und weiterzugeben.

„Auf Gewalt mit Gegengewalt zu reagieren, ist das Eingeständnis, vorher die zivilen Möglichkeiten nicht ausreichend genutzt zu haben. Der Krieg ist also kein Argument für weniger, sondern für mehr Diplomatie, Zusammenarbeit und Zivile Konfliktbearbeitung!“ Ohne Rüstung Leben, informationen 180 | 2022-2

Friedenspädagogischen Denkanstöße

für den Umgang mit dem Ukraine-Krieg von der Berghof Foundation, ein Auszug :

  • Gespräche ermöglichen, aktiv zuhören, Perspektiven wechseln
  • Informationen hinterfragen und Standpunkte differenzieren
  • Krieg analysieren und Hintergründe erfragen
  • Politische Reaktionen reflektieren, Diplomatie und gewaltfreie Alternativen ausbauen
  • Dialoge organisieren und Gemeinsamkeiten suchen
  • Wertorientierung sichtbar machen und Dilemmata und Unsicherheiten erkennen, Widersprüche aushalten und sich selbst schützen
  • Frieden vorbereiten und gewaltfreie Handlungsansätze entwickeln, Friedensvorbereitung und Klimaschutz zusammen denken

https://berghof-foundation.org/news/friedenspaedagogische-denkanstoesse-fuer-den-umgang-mit-krieg

Was wäre politisch zu tun?

„Es bedarf Alternativen. Zu unterstützen ist humanitäre Hilfe für Flüchtlinge und Opfer von Gewalt, ebenso der Ausbau der Verbindungen zur Zivilgesellschaft und Friedensbewegung in Russland und der Ukraine, um Bewegungen zur Beendigung des Kriegs zu mobilisieren. Die Zivilgesellschaft muss mit ihren zivilen Prinzipien für menschliches Zusammenleben und Konflikt­lösung überall gefördert werden, ebenso Deeskalation und Diplomatie, sofortige Einstellung der Kriegshandlungen und Rückzug der Waffen. Weiterhin braucht es Verhandlung und Vermittlung zwischen den Konfliktparteien, Schutz und Stärkung des Völkerrechts, Schaffung einer europäischen und globalen Friedensarchitektur unter Einschluss Russlands und Chinas. Das Konzept der gemeinsamen Sicherheit setzt auf Diplomatie und »Win-Win«-Lösungen und berücksichtigt nicht nur die eigenen Sicherheitsinteressen, sondern auch die anderer Akteure. Statt einer »Zeitenwende« für Konfrontation, Aufrüstung und Krieg, brauchen wir eine Zeitenwende für Kooperation, Abrüstung und Frieden, für gemeinsame Sicherheit, Nachhaltigkeit und die Lösung der globalen Probleme durch tragfähige Konzepte für eine »lebenswerte Welt« im gemeinsamen Haus der Erde. Doch dafür müssen diese Konzepte auch gehört und angewendet werden.“ Quelle:  Wissenschaft & Frieden 2022/2 https://wissenschaft-und-frieden.de/artikel/krieg-gegen-die-ukraine/#top)

»Sind zivile Mittel wirklich die Lösung? Es ist richtig, dass Zivile Konfliktbearbeitung ihre Grenzen hat. In bereits eskalierten Gewalt­konflikten und Kriegen vermag auch sie keine Wunder zu bewirken. „Gewaltlose Konflikt­bearbeitung setzt viel früher ein: Bei der Konflikt­früherkennung, der Gewaltpräven­tion, der Ursachenbekämpfung – bei all dem, was geeignet ist, zu verhindern, dass das Kind in den Brunnen fällt.« Dr. M. Weingardt, Bereichsleiter Frieden, Stiftung Weltethos

Lesenswerte Links zum Ukrainekrieg

  • Resolution des Versöhnungsbundes: „Geld für das Leben statt für den Tod!“ (1.6.22): www.versoehnungsbund.de/resolution-geld-fuer-das-leben
    Attac fordert 100 MRD. für sozial-ökologischen Umbau: „Nein zur Aufrüstung“ (3.6.22): www.attac.de
  • Der Ukraine-Krieg und seine geopolitischen Hintergründe (von Peter Wahl): www.attac-leipzig.de/allg/material/2022/20220318_AG_GuK_Ukraine.pdf
  • Hintergründe + Lösungsperspektiven des Ukraine-Krieges, Positionspapier Bundesausschuss Friedensratschlag (21.6.22): friedensratschlag.de/2022/06/baf-positionspapier-ukrainekrieg/
  • Aktionen und Termine: www.friedenskooperative.de
  • Ukraine-Sonderseite mit Standpunkten und Analysen: www.imi-online.de

Zusammenstellung: Markus Pflüger

Ausschnitt aus dem Friedensbrief I/22 der Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier. Der ganze Friedensbrief steht hier