25.02.2022 | AG Frieden

Solidarität mit dem ukrainischen Volk

Rede bei der Mahnwache vor der Porta, 24.02.2022, 18:30 Uhr, Thomas Zuche, AG Frieden

„Wir alle haben eine Vorstellung davon, was Krieg bedeutet – vor allem die Älteren unter uns. Weil ich darum weiß, was Krieg für die Opfer heißt, engagiere mich seit über 40 Jahren in der AGF für gewaltfreie, zivile Konfliktbearbeitung.

Heute Morgen sind wir von der Nachricht geweckt worden, dass es wieder Krieg gibt – mitten in Europa. Das ist entsetzlich.

  1. Wir verurteilen scharf die russische Invasion in der Ukraine.
  2. Schon die militärischen Drohgebärden bis hin zu Tests der strategischen Atomstreitkräfte, die Militärkumpanei mit dem belorussischen Diktator Lukaschenko, die Umdeklaration ukrainischen Territoriums als eigenständige Staaten sog. „Volksrepubliken“, und jetzt die Invasion russischer Streitkräfte, die Putin zynisch als „Friedenstruppen“ bezeichnet, all das ist Ausdruck eines gewaltbasierten, militaristischen Denkens.
  3. Die russische Aggression richtet sich gegen die Friedensarchitektur Europas, gegen das Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen und die territoriale Integrität souveräner Staaten wie der Ukraine. Genau diese Unverletzlichkeit der Grenzen hat Russland 1994 der Ukraine noch vertraglich zugesichert.
  4. Russland verletzt das Völkerrecht, das Gewaltverbot der UNO-Charta und bricht Verträge wie das Minsker Abkommen.
  5. Putins Versuch, die neuere europäische Geschichte umzuschreiben, ist auch Ausdruck eines völkischen Denkens, das auf ein Großrussland hin abzielt – und in der Konsequenz brandgefährlich ist
  6. Wir erklären uns solidarisch mit den Menschen in der Ukraine, denen durch die russische Aggression Leid und Tod zugefügt wird und mit ihren Angehörigen hier in Deutschland, die um sie bangen. Ein kleines Zeichen dieser Solidarität könnte das Hissen einer ukrainischen Fahne vor dem Rathaus sein. Ebenso die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine.
  7. Wir sind solidarisch mit den Friedensaktivisten in Omsk, Irkutsk, sowie auf dem Moskauer Puschkin-Platz, die gegen Krieg demonstrieren wollten und von der Polizei abgeführt wurden.
  8. Als Friedensorganisation haben wir stets auf den Vorrang ziviler, diplomatischer Mittel und auf Deeskalation gedrängt. Wir haben uns auch jüngst noch für eine Berücksichtigung legitimer russischer Sicherheits­interessen ausgesprochen. Aber auch die von uns kritisierten NATO-Osterweiterungen rechtfertigen die russische Eskalation bis hin zum Krieg nicht.

Heute Mittag sind Kampfbomber von Spangdahlem über der Tarforster Höhe gekreist. Irgendwann später flog dann ein Keil mit Kranichen über das Land. Kraniche sind ein altes japanisches Friedenssymbol, das an die Opfer der US-Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki erinnert. Hoffen wir, dass es jetzt nicht so weit kommt.

Seit heute Morgen befinden wir uns nicht in einer anderen Welt. Es ist eine Welt, die von Gewalt und Flucht und Vertreibung geprägt ist. Dagegen werden wir uns auch in Zukunft einsetzen!

Danke für Ihr Zuhören!
Thomas Zuche“

Thomas Zuche ist Gründungsmitglied der AG Frieden e.V.