30.01.2024 | AG Frieden

Redebeitrag und Videos der Demo am 28. Januar

Hier findet ihr unseren Redebeitrag von der großen „Nie wieder ist jetzt“ – Demo in Trier mit über 10.000 Teilnehmenden. Für alle, die nicht dabei sein konnten, gibt es hier außerdem Videos der Demo.

Ich möchte beginnen mit einem Haiku meines Vorstandskollegen Richard Pestemer:

IN EISESKÄLTE
IM SCHAFSFELL WOHLIG VERHÜLLT
KNURRT DER FRIEDENSWOLF

Wer ist dieser Wolf, der sich den Friedens-Schafspelz überzieht? Er tritt unter mehreren Erscheinungsformen auf. Da ist vor allem einmal die AfD, die sich mit ihren Friedensplänen für die Ukraine als Friedenspartei zu profilieren versucht. Die unter dem historischen Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“ und mit der Friedenstaube zu Demos für „den Frieden“ aufruft. Da sind Querdenker und Rechte, die sich zwar nicht mehr trauen, offen von einer angeblichen „jüdischen Weltverschwörung“ zu reden, dafür aber vom „Great Reset“ oder von „den Globalisten“ faseln. Durch Angriffe z. B. gegen jüdische Personen wie George Soros bedienen sie genau dieses antisemitische Narrativ weiter. Kein Zufall, dass die AfD jetzt eben jenen George Soros beschuldigt, das linke Correctiv-Recherche -Team finanziert zu haben. So wird uns unter der Hand die NAZI-Erzählung von der „jüdisch-bolschewistischen Verschwörungsideologie“ notdürftig „modernisiert“ wieder aufgetischt.

Aber wie kann ich als Friedensaktivistin denn nun erkennen, dass es sich bei einem selbsternannten Friedensfreund um einen Wolf im Schafspelz handelt? Ganz einfach: Indem ich die Gretchen-Frage stelle: Sag, wie hältst du’s mit den Menschenrechten? Denn das Eine ist ohne das Andere undenkbar!

An der Menschenrechts-Gretchenfrage scheitern die Rechten aber zuverlässig. Hören sie das Wort „Asylrecht“, dann bekommen sie Schnappatmung. Frieden ja, aber bloß keine Flüchtlinge! Die sollen gefälligst an unseren abgeschotteten Grenzen sterben oder zurück in den Krieg deportiert werden.

Oder stellen wir ihnen doch mal eine andere Gretchenfrage, die nach den Frauenrechten. Da entfährt dem Friedenswolf ein verächtliches Schnauben. Oh ja, die Rechten wollen angeblich „unsere deutschen Frauen“ schützen, wobei das besitzanzeigende Fürwort „unsere“ schon ganz deutlich macht, worum es geht, nämlich um Besitz. Sie sehen uns Frauen als ihren Besitz an. Ihr patriarchales Familienbild kennt für Frauen nur eine Rolle: Die des Heimchens am Herd, die zum Wohle der Volksgemeinschaft die biodeutsche Geburtenrate steigert. Und wenn Menschen sich überhaupt nicht in das patriarchale Geschlechterkorsett fügen wollen und Respekt einfordern, dann kann der Friedenswolf gar nicht mehr an sich halten und knurrt nur noch: Genderwahn!

Der Friedenswolf will keinen Frieden für die Menschen, die unter Kriegen leiden oder die vor Kriegen fliehen. Er will Friedhofsruhe, wie sie in autoritären Regimen herrscht, in denen die Menschenrechte mit Füße getreten werden. Denn genau so ein autoritäres, menschenverachtendes System will er auch bei uns errichten. Und deshalb läuft ihm der Speichel aus dem Maul, wenn er von seinen großen Vorbildern wie Putin, Trump, Orban oder Erdogan redet, die er geradezu abgöttisch verehrt als Heils- und Friedensbringer. Auch daran erkennen wir den Friedenswolf unfehlbar.

Wir von der AG Frieden haben dagegen eine eindeutig andere Richtschnur: Frieden, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Demokratie, Vielfalt und Solidarität gehen nur zusammen! Unser Friedens- und Umweltzentrum steht deshalb allen offen, die sich mit uns für diese Werte einsetzen. Aber keinen rechten Wölfen im Schafspelz. Kein Frieden mit Rechts!