30.10.2023

Redebeitrag der AGF bei der Kundgebung „Stand up with Israel“ am 11.10.2023 vor der Porta Nigra.

Liebe Teilnehmer:innen der Kundgebung heute Abend,

wir sind schockiert über die Bilder der Gewalt und des Terrors, die uns aus Israel erreichen. 50 Jahre nach dem Überfall der syrischen und ägyptischen Armee auf Israel, am höchsten jüdischen Feiertag – Yom Kippur -, haben Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad – wieder an einem jüdischen Feiertag – Israel mit tausenden Raketen angegriffen, die Sperranlagen überwunden und Soldaten, aber auch hunderte Zivilisten – Frauen, Männer, auch Kinder – umgebracht, entführt und ihnen Gewalt angetan. Die von Iran gelenkte Hizbullah hat vom Libanon aus die israelische Nordostgrenze angegriffen. Das israelische Militär schlägt mit aller Härte zurück.

Unsere ganze Solidarität gilt den Menschen, deren Sicherheit bedroht ist und die mit großen Verlusten und Ängsten leben müssen.

Die AG Frieden ist 1979 in Trier nach den ersten Friedenswochen gegründet worden. Der Arbeitskreis „Friedenspolitik“ widmete sich schon damals dem Konflikt in Israel und Palästina.
In den 1980er Jahren hatten wir ein Austauschprogramm mit einem arabischen Friedensprojekt in Galiläa, dem House of Hope in Shefar Amr.
In den 2000er Jahren gab es den Arbeitskreis „Israel/Palästina“, wo wir durch Bildungsarbeit versucht haben, mit den Menschen in Israel
und in Palästina solidarisch zu sein.
Alle diese Arbeitskreise gibt es schon lange nicht mehr.
Das House of Hope gibt es schon lange nicht mehr. Denn wo soll in diesem Konflikt Hoffnung herkommen?

Diesen Konflikt um ein Stück Land, um das Heimatrecht zweier Völker, diesen Konflikt gibt es immer noch. Die Ereignisse dieser Tage sind die jüngste Phase eines gewaltsamen Konflikts, der über 100 Jahre lang andauert. Das ist unfassbar.

Was können wir tun?

  1. Wir können unsere Solidarität bekunden mit den leidenden Menschen. Mit den Angehörigen der getöteten Israelis, mit denen, die entführt und gequält werden, mit allen, die in diesen Tagen Angst um ihr Leben haben müssen. Das gilt auch für die Menschen im Gazastreifen, die für den Terror der Hamas und des Islamischen Staates mitverantwortlich gemacht und bombardiert werden.

Wir können und müssen denen entgegentreten, die das Töten von Israelis feiern, in den sozialen Medien und auf der Straße.

  1. Wir können Friedensprojekte unterstützen.

Zum Beispiel das Forum Ziviler Friedensdienst, das in Israel und Palästina die Gruppe „Combattans for Peace“ unterstützt. Dort haben sich Menschen – Israelis und Palästinenser – zusammengeschlossen, deren Angehörige von der Gegenseite getötet wurden. Es ist wunderbar, dass es solche Gruppen gibt. Die Klaus Jensen Stiftung hat das Forum Ziviler Friedensdienst im letzten Jahr ausgezeichnet.

Oder Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, wo sich seit 1961 Freiwillige bei verschiedenen Partnerorganisationen in Israel engagieren. Sie begleiten Shoah-Überlebende, sozial benachteiligte Menschen und sind an Gedenkorten, Museen und Archiven tätig.

Und wir können

  1. an die Bundesregierung appellieren, ihre Anstrengungen für einen gerechten und tragfähigen Frieden im Nahen Osten zu verstärken – an der Seite der jüdischen und der arabischen Menschen in Israel und in Palästina.

Das alles ist nötig, aber ist nicht so viel angesichts von eskalierender Gewalt und Terror.

Wir sind nicht die UNO,
wir sind nicht der Weltsicherheitsrat.
Wir haben keine Macht, nur Hoffnung.
Die freilich lassen wir nicht sinken.