25.10.2019 | AG Frieden

Redebeitrag bei Friday For Future: Krieg ist der größte Klimakiller!

Liebe Schülerinnen und Schüler, Hallo zusammen

(mein Name ist Markus Pflüger), danke dass ihr mich eingeladen habt für die Arbeitsgemeinschaft Frieden zu sprechen. Wir betreiben in der Pfützenstraße 1 den Weltladen mit fairgehandelten Produkten und wir setzen uns für Frieden, Menschenrechte und Gerechtigkeit ein.

Danke allen die heute hier sind: ihr seid so wichtig um aufzurütteln und die Dringlichkeit des Klimaschutzes immer wieder neu zu verdeutlichen. Leider passiert noch viel zu wenig dafür, wie ernst die Lage ist. Der Klimawandel gefährdet den Frieden und unser Überleben. Krieg und Militär verstärken dies. Daneben gefährdet ein drohender Atomkrieg den Fortbestand des Planeten – ein Krieg mit Atombomben kann das Leben auf der Erde jederzeit auslöschen. Dazu einige Gedanken:

1. Klima und Krieg

Kriege und die Aufrechterhaltung von Militär leisten einen erheblichen Beitrag zur Erderwärmung. Ich will das mit ein paar Beispielen verdeutlichen:

Eine Flugstunde des Eurofighters produziert mit 11 Tonnen CO-2 so viel, wie durchschnittlich eine in Deutschland lebende Person im gesamten Jahr.

Eine Studie der Brown University vom Juni 2019 weist nach, dass das US-amerikanische Militär der weltweit größte Verbraucher von aus Erdöl hergestellten Treibstoffen ist. In Deutschland sind sie mit Zustimmung von Landes- und Bundesregierung in Ramstein, Spangdahlem und Büchel aktiv, zuletzt stürzte ein Kampfflugzeug bei einem Übungsflug kurz vor dem Dorf Zemmer-Rodt ab. Diese Woche ließ ein Kampfflugzeug mit einem technischen Defakt 3,5 t Kerosin über der Eifel ab, um notlanden zu können.

Wir machen uns Gedanken wie wir persönlich Abgase reduzieren – das Militär haut täglich massenhaft Treibhausgase raus.

Zur Bundeswehr liegen noch keine brauchbaren Zahlen vor. Doch es ist klar dass der ganze Fuhrpark, Panzer und vor allem die Militärflugzeuge ebenfalls erheblich zum Klimawandel beitragen, dazu kommt die Produktion von Rüstung und Munition und natürlich deren Anwendung in Übungen und Kriegsgebieten. Schaut euch den Rauch über Ostsyrien an wo das türkische Militär kurdische Gebiete bombardiert. Oder Jemen wo es das Saudische Militär ist. Und es überrascht leider nicht, dass deutsche Waffen in den weltweiten Kriegen fast immer dabei sind – am Grüneberg in der Wehrtechnischen Dienststelle Trier werden beispielsweise Panzer wie sie Erdogan einsetzt für Rüstungsindustrie und Bundeswehr optimiert.

Und was das ganze so dramatisch und irrsinnig macht: das klimaschädliche Militär führt weltweit Kriege beispielsweise durch NATO und Bundeswehr – und diese Kriege werden fast immer auch für den Zugang zu Erdöl und anderen endlichen Ressourcen geführt. Es wird Krieg für fossile Energieträger geführt, ”Blut für Öl“ damit die westliche klimaschädliche Lebensweise auf Kosten anderer und der Umwelt weitergehen kann. Schaut euch die offiziellen Texte der Bundeswehr an: Ziel der Militäreinsätze sind ”Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung“ um unseren ”Wohlstand“ zu sichern.

Werdet ihr manchmal gefragt wie Klimaschutz finanziert werden soll, woher das Geld kommen soll? Die Antwort ist denkbar einfach:

Der Verteidigungshaushalt soll von 43 Milliarden Euro auf 60 – 75 Milliarden Euro steigen1. Statt die aktuell geplanten zusätzlichen Milliarden für die Bundeswehr wären sie viel besser in Klimaschutz, eine ökologische Verkehrs- und Energiewende investiert. Daher sage ich heute: Nein zu Rüstungsexporten, Nein zu Krieg und Militär, wir brauchen Abrüstung und Klimaschutz!

2. Die Atomkriegsgefahr

60 km von hier lagern us-amerikanische Atomwaffen in Büchel in der Eifel. Letzte Woche trainierten Bundeswehrsoldaten deren Einsatz. Ja ihr hört

richtig, dies nukleare Teilhabe im Rahmen der NATO ist Teil der sog. ”Sicherheitspolitik“ unserer Regierung. Ich fühle mich nicht sicherer, im Gegenteil – auch viele Wissenschaftler sagen klar: so groß wie heute war die Gefahr eines Atomkrieges schon lange nicht mehr.

Prof Karl Hans Bläsius von der Trierer Hochschule hat es in vielen Texten gut belegt: durch den Klimawandel steigt die Gefahr eines Atomkriegs aus Versehen. Ja das hängt direkt zusammen und das Risiko nimmt täglich zu.

Frühwarnsysteme sind fehleranfällig, der Klimawandel verstärkt dies. In Krisensituationen mit gegenseitigen Drohungen und Ereignissen, die als feindlich eingestuft werden, kann so im Falle eines Fehlalarms innerhalb von Minuten eine Kettenreaktion in Gang gesetzt werden, die außer Kontrolle gerät. www.nuklearer-klimawandel.de  heisst die Seite die dies gut erklärt.

Gut, dass sich Trier und Rheinland-Pfalz für das Atomwaffenverbot einsetzen, wir alle sollten diese Gefahr immer wieder benennen, ein Atomkrieg bedeutet den nuklearen Winter, die Verseuchung wahrscheinlich Vernichtung der Erde. Ob Atomwaffen in der Türkei oder in Büchel, sie müssen abgezogen und vernichtet werden. Gemeinsam für eine Welt ohne Atomwaffen!

Ich komme zum letzten Abschnitt meiner Rede:

Viele wollen den Klimawandel und seine schon jetzt sichtbaren Schäden nicht glauben oder sie verdrängen es oder sie denken nach uns die Sintflut. Doch den Kopf in den Sand stecken wird nicht helfen: der Sand wird entweder zu heiß oder eine Überschwemmung wird ihn wegspülen.

Immer wieder müssen wir daher deutlich machen wie Krieg und Klimawandel zusammenhängen. Und dass es aufgrund des Klimwandels auch neue Flüchtlinge und neue Kriege geben wird. Krieg und Klimawandel sind von uns verantwortete Fluchtursachen. Wir dürfen nicht nachlassen zu verdeutlichen woher der Klimwandel kommt und wohin er führt. Dafür wünsche ich uns allen einen langen Atem – ich befürchte wir werden ihn brauchen. Und ich wünsche uns allen Mut: Mut selbst Dinge für den Klimaschutz umzusetzen die einen Beitrag leisten,

ein paar Beispiele:

  • wechselt zu ökologischen Banken www.bankenwechsel-jetzt.de

  • spart Energie und wechselt zu Ökostromanbietern

  • vermeidet Müll, repariert, recycelt – morgen ist das Repaircafé

  • kauft regional, bio und fair, kauft Gebrauchtes und nur was ihr wirklich braucht

Und ich wünsche uns Mut sich zusammenzuschließen und aktiv zu bleiben. Zusammenschließen, das meint gemeinsam mit anderen von unten Änderungen anstoßen, sprecht andere die nicht hier sind an, organisiert euch, ob in Friday for Future oder Parents for Future, ob in der Schülermit­verwaltung, einer Umweltinitiative, einem Friedensverein oder in Aktionsgruppen, Kirchen­gemeinden, bei Pfadfindern oder in demokratischen Parteien, als Familie oder Freundeskreis: wenn viele über diese Demos hinaus in der Zivilgesellschaft aktiv werden, können wir noch viel mehr bewegen! Es geht um eine Miteinander statt Hass und Rassismus. Und dieses ‚zusammen was tun‘ stärkt – hat mehr Wirkung und kann auch vorleben und vorwegnehmen wie wir uns unser Zusammenleben basisdemokratisch und nachhaltig vorstellen.

Und es gilt aktiv zu bleiben, damit auch die Politik endlich Dinge anpackt und ändert: wir müssen dran bleiben und Änderungen vom Stadtrat bis zum Bundestag fordern, vom Kindergarten über die Schule bis zur Uni und im Arbeitsleben. Setzen wir uns ein, für kostenlose Busse und Bahnen für alle, für ein sofortiges Ende des Kohleabbaus im Hambacher Wald, für eine sofortiger Stopp der unberrschbaren und hochgefährlichen Atomenergie, für ein Ende aller Rüstungsexporte aktuell besonders in die Türkei!

Es braucht die massive Förderung von Energiesparmaßnahmen und dezentraler Erneuerbarer Energien, es braucht Aufforstungen statt Versiegelung und Parkplätze, es braucht biologische Landwirtschaft statt chemische Spritzmittel und Dünger, Und: es braucht Menschen wie euch!

Und ja auch grundsätzliche Schritte zur Überwindung des Kapitalismus hin und zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise müssen folgen. Auch hier können Initiativen wie solidarische Landwirtschaft und Gemeinschaftsgärten sowie Wohnprojekte die Mietraum dem Markt entziehen, Fabriken in Selbstverwaltung, Genossenschaften und Kooperativen, Selbsthilfegruppen, Austausch mit Geflüchteten und Projekte mit solidarischer Ökonomie die Richtung aufzeigen, lasst uns dafür fragend voranschreiten.

Ich hoffe ihr versteht warum für mich die Abschaffung der Atomwaffen in Büchel und Abrüstung so wichtig sind und warum ich sage Krieg ist der größte Klimakiller!

Wir wollen keine Kriege, keine Kriegsübungen und keine Rüstungs­produktion, um Zugänge zu Ressourcen zu sichern. Nein! Wir wollen keine Wirtschafts­interessen sichern, sondern Menschen und ihr Leben! Danke Friday for Future!  Lasst uns weiter gemeinsam für eine lebenswerte Welt ohne Armut, Krieg und Umweltzerstörung streiten und praktisch werden!