06.08.2025 | AG Frieden

NIE WIEDER HIROSHIMA – NIE WIEDER NAGASAKI

NIE WIEDER HIROSHIMA – NIE WIEDER NAGASAKI NIE WIEDER TSCHERNOBYL – NIE WIEDER FUKUSHIMA

(Gemeinsame Erklärung des Anti-Atom-Netzes Trier und der Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier zum Hiroshima-/Nagasaki-Gedenktag

In dem diesjährigen Appell (27. Juni 2025) der Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi MATSUI, und Nagasaki, Shiro SUZUKI, heißt es:
„Mit dem russischen Einmarsch und der Verschärfung der Lage im Nahen Osten durch den Konflikt zwischen Israel und Palästina und die militärische Konfrontation zwischen Israel und dem Iran befindet sich die Welt heute in einer Krise. …
In diesem 80. Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem ersten Einsatz von Atombomben (Hiroshima: 6. August 1945 / Nagasaki: 9. August 1945) in der Geschichte der Menschheit sind Städte und Bürger:innen trotz der laufenden diplomatischen Bemühungen um friedliche Konfliktlösungen weiterhin von militärischen Angriffen betroffen. …
Im Namen der Mayors for Peace – Bürgermeister:innen für den Frieden – erklären wir hiermit, dass wir gemeinsam mit allen friedenssuchenden Menschen auf der ganzen Welt alle Anstrengungen unternehmen werden, um einen dauerhaften Frieden und eine atomwaffenfreie Welt zu schaffen.“
Dieser Wunsch der Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki nach einer Welt ohne Atomwaffen und somit ohne jegliche Möglichkeit, mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen, findet unsere uneingeschränkte Zustimmung. Ja, es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, einen dauerhaften Frieden zu erreichen. ABER wie kann es sein, dass trotz aller beständig verschärften Sanktionen der EU gegen Russland bei anhaltenden Waffenlieferungen an die Ukraine, Frankreich und Russland engste „Atompartner“ zusammen mit dem deutschen Energiekonzern „Siemens Energy“ sind, die von allen Sanktionen ausgenommen werden?
Am 20. Mai 2025 stellt „energiezukunft“ (Das Nachrichtenportal für Klimaschutz und die bürgernahe Energiewende) fest:
„Während Deutschland aus der Atomenergie aussteigt, verschärft sich die Kontroverse über eine geplante Zusammenarbeit zwischen dem französischen Unternehmen FRAMATOME und dem staatlichen russischen Atomkonzern ROSATOM in der Anlage für „Advanced Nuclear Fuels“ im niedersächsischen Lingen. Trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der weit verbreiteten Sanktionen bemüht sich Framatome weiterhin um eine deutsche Genehmigung für ein Joint Venture mit ROSATOM. Das Ziel: Die Herstellung von Brennstoffen für Atomreaktoren russischer Bauart, die in der gesamten Europäischen Union (z. B. Slowakei, Ungarn, Finnland, Tschechien, Bulgarien) betrieben werden.“
Und in einem Interview (29.01.2014) mit der ROSA LUXEMBURG STIFTUNG stellt deswegen Vladimir Slivyak, Co-Vorsitzender der russischen Umweltorganisation Ecodefense und Träger des Alternativen Nobelpreises, unmissverständlich klar:
„Framatome und Rosatom sind keine Konkurrenten, sondern gute Freunde. Frankreichs Macron spricht sich öffentlich für die Ukraine aus, und gleichzeitig arbeitet das ihm direkt unterstellte Atomunternehmen (Framatome) mit Putin zusammen. … Wir leben heute in dieser Realität, weil in der Vergangenheit die kapitalistische Gier in Europa so groß war, dass sie wahrscheinlich Putin zum reichsten Menschen der Welt gemacht hat, und er irgendwann mehr als nur Geld wollte. So ist das normalerweise mit den Reichen, wenn man sie nicht durch Gesetz und die öffentliche Meinung kontrollieren kann, und Putin ist eindeutig außer Kontrolle geraten.“
Der Atomausstieg ist letztendlich in Deutschland 2025 noch immer nicht komplett umgesetzt. Denn nach Informationen des NDR hat die Brennelementefabrik in Lingen im Jahre 2024 trotz der sonstigen Wirtschaftssanktionen gegen Russland rund zwei Drittel mehr Uran verarbeitet als im Vorjahr. Und es sei sogar geplant, künftig Brennstoffe für russische Reaktortypen zu produzieren.
Kurzum: Mit dem Weiterbetrieb von Atomreaktoren wird faktisch auch der Krieg gegen die Ukraine mitfinanziert.
Putin betrachtet die Kooperation mit Frankreich wesentlich unter geostrategischen Gesichtspunkten, um seine verloren gegangene Stellung als Weltmacht mit allen Mitteln, so auch mit dem Androhen des Einsatzes von Atomwaffen, wiederherzustellen. Ein kurzer historischer Rückblick: Die Atombombenabwürfe am 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki zielten darauf ab, die Vormachtstellung der USA in der Welt, vor allem gegenüber der damaligen UdSSR, abzusichern. Die anschließende zivile Nutzung zur Stromerzeugung war dabei eher ein Nebeneffekt. Die „zivile“ Anwendung der Nukleartechnologie ist vielmehr stets auch die unabdingbare Voraussetzung für die Realisierung eines militärischen Atomprogramms. Ein Beispiel dafür ist aktuell der kriegerisch ausgetragene Konflikt um das „iranische Nuklearprogramm“ zwischen dem Iran und Israel, welchem nachgesagt wird, im Besitz von Atomwaffen zu sein.
Fazit: Der von Deutschland vollzogene Ausstieg aus der Atomkraftnutzung kann aber nur dann eine entscheidende friedenspolitische Wirkung erlangen, wenn die „atomare Kumpanei“ auf deutschem Boden zwischen Frankreich und Russland ohne Wenn und Aber sofort beendet wird.
Sämtliche Versuche vonseiten der CDU/CSU, AfD und Teilen der FDP für den Wiedereinstieg in die Atomkraftnutzung weisen wir mit aller Entschlossenheit zurück, da sich dahinter offensichtlich der Versuch verbirgt, dass auch Deutschland in Zukunft sich mit oder ohne die EU einen unmittelbaren Zugriff zu einer Atombewaffnung verschaffen könnte.
In diesem Sinne appellieren wir, das Anti-Atom-Netz Trier sowie die Arbeitsgemeinschaft Frieden, in Übereinstimmung mit dem Appell der Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki dafür, sich mit allen Kräften für eine atomwaffenfreie sowie atomkraftfreie Welt einzusetzen.