11.12.2020 | AG Frieden

Interview mit Maryam, AGF & NABU-FÖJlerin

Die AGF bietet zusammen mit dem Naturschutzbund Truier eine STelle für ein freiwilliges ökologisches JAhr (FÖJ) an. Wir haben unsere aktuelle FÖJlerin interviewt und gefragt wie sie dazu gekommen ist und was sie dabei macht….

Ich bin Maryam, eine zwanzig Jahre alte Trierin, die seit dem Oktober 2019 im Weltladen arbeitet.

1. Du hast erzählt, dass Du durch das Angebot von Schokoladenkuchen in der Kletterhalle zu Deinem Hobby Bouldern gekommen bist! Was hat Dich ins FuZ gelockt?

Die Lust aktiv zu werden! Nach dem Abi lag mir eine kantianische Frage in den Ohren: Was soll ich tun? Aus Neugierde schnupperte ich im Weltladen und kam mit Leonie (ehemalige FÖJlerin) ins Gespräch. Sie leitete mich an Mechthild, die Weltladenkoordinatorin, weiter. So fing ich im Oktober 2019 als Aushilfe im Weltladen an. Als Algerierin-Deutsche fühle ich mich im weltoffenen FUZ schnell wohl.

3. Wie bist Du im Weltladen-Team aufgenommen worden?

Herzlich. Die Schichten teilte ich mit Ines, eine fröhliche Person, mit der man schnell die Zeit vergisst. Unsere Ansichten zu Feminismus führten zu lebhaften Diskussionen. Bei einem Weihnachtstreffen 2019 war die Mehrheit des Ladenteams versammelt. Die Stimmung war ausgelassen und es gab den Rotwein von Cento Passi (Den Wein kann ich wärmstens weiterempfehlen). Das Ladenteam fühlt sich wie eine große Familie an.

2. Du machst seit Oktober bei uns und dem Naturschutzbund (NABU) ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Was machst Du ganz praktisch?

Ja, ich bin seit Oktober 2019 im Weltladen und seit August 2020 im FÖJ. Die Aufgaben sind abwechslungsreich. Beim NABU arbeite ich auf Streuobstwiesen als auch im Büro. Für die AGF arbeite ich im Weltladen. Im FÖJ gibt es die Sisyphos-Arbeit den 2. OG ordentlich zu halten. Nach einer Spontan-Demo sind sämtliche Materialien durcheinander.

4. Du bist außer in der AGF noch bei Extinction Rebellion aktiv. Was treibt Dich an zu so viel Engagement?

Es macht riesigen Spaß z.B. die Blockierung vom Burger King zu planen. Wir Trierer wurden nicht gefragt, ob uns ein Burger King an der Porta gefällt. Es tut gut, zu seinen Werten zu stehen. Auch schätze ich den Lernprozess und die Erfahrungen beim Engagement. Zu guter Letzt ist es schön gemeinsam verrückte Pläne zu schmieden.

5. In der AGF sind viele Menschen aktiv, die vom Alter her Deine Eltern oder Großeltern sein könnten. Warum hast Du als junge Frau trotzdem Spaß daran, hier mitzuarbeiten?

Oh, interessanterweise habe ich noch nicht groß über den Altersunterschied nachgedacht. Wahrscheinlich weil wir uns auf einer gemeinsamen Ebene begegnen.

Inspirierend ist es beispielsweise, wenn Inga über ihre Eindrücke der Studentenrevolte erzählt. Oder dass du die AGF mitgegründet hast. Ihr habt zahlreiche Erfahrungen gesammelt und euch mit der ein oder anderen Sache einige Jahrzehnte länger auseinandergesetzt. Ich mache mir erst seit 6 Jahren über Politik Gedanken, noch nicht mal ein Jahrzehnt! Es ist bereichernd, an einem Ort mit vielen Altersgruppen arbeiten zu können.

6. Bei der Kundgebung zum Antikriegstag vor der Porta warst Du traurig, weil nicht so viele Menschen gekommen waren. Hast Du eine Idee, wie es gelingen könnte, mehr (junge) Menschen für unsere Themen zu begeistern?

Meine Schulfreunde haben oft Lust, sich zu engagieren. Jedoch wird selten ein Engagement beständig ausgeführt. Es liegt weniger an Desinteresse, als an der Situation von jungen Menschen. Studium/Ausbildung, die Liebe, Finanzierung und Selbstständigkeit, eine unüberschaubare Welt mit zu vielen Angeboten. Kurz: Jung sein ist mega anstrengend. Für ein Engagement fehlt die Energie.

Eine weitere Herausforderung: Lese ich die Nachrichten fühle ich mich klein und entmutigt. Die Welt verändern? Wie unrealistisch und sinnlos. Doch mit klaren Bezügen zu meiner Region, gerät das nihilistische Gefühl ins Wanken. Die AGF beschäftigt sich mit spannenden Themen, aber meine Generation fühlt sich nicht angesprochen: Was kann mensch schon gegen Krieg tun? Wir brauchen konkrete Aktionen mit Zielen. Ein gutes Beispiel ist die Klimabewegung, die auf die Wirkung des Einzelnen plädiert.

Das Interview führte Thomas Zuche für den Friedensbrief der AGF, der im Dezember 2020 veröffentlicht wurde. Fotos: AGF.