06.09.2020

Gegen rechte Demagogie – Für ein solidarisches Wittlich

Wir dokumentieren hier den Aufruftext von Antifa Trier / Solidarisches Wittlich – Bündnis für eine Kundgebung am Sonntag 15 Uhr, Platz an der Lieser Wittlich

 

Seit einigen Wochen versammeln sich selbsternannte „Corona Rebellen“ jeden Sonntag in Wittlich. Was hat es damit auf sich und warum braucht es Gegenprotest?
Einen Monat, nachdem Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona Pandemie eingeleitet wurden, trafen sich etwa 60 Menschen in Trier, um singend durch die Straßen zu „spazieren“ ohne Abstand, ohne Maske. Sie sind nicht für die Erhöhung von Kurzarbeitergeld, nicht für die stärkere Unterstützung von Eltern, Kleingewerbetreibenden oder Kulturschaffenden und nicht für ein besseres Gesundheitssystem auf die Straße gegangen. Nein, sie wollten „Freiheit“ die Freiheit von Maßnahmen, die ve rnünftig sind, Maßnahmen, die notwendig sind, um Leben zu retten. Von Beginn an mit dabei waren rechte Funktionäre wie der wegen NPD Kontakten aus der AfD ausgeschlossene
Jens Ahnemüller oder die in rechten Kreisen gut vernetzte Reichsbürgerin Marina Peil Wendling. Sie nutzen die Veranstaltungen, um in einer Gemengelage aus rassistischen, antisemitischen und wissenschaftsfeindlichen Themen gezielt Menschen für ihre faschistoiden Vorstellungen zu gewinnen. Da ihnen in Trier entschiedener antifaschistischer Widerstand begegnete und die Bürger und Bürgerinnen ihren teils kruden, teils offen rechten Auftritten wenig abgewinnen konnten, sind sie relativ bald nach Wittlich umgezogen, wo sie seitdem allwöchentlich am Platz an der Lieser ihr Unwesen treiben.
Aber ist es nicht besser dieses kleine Grüppchen Unbelehrbarer zu ignorieren?
Nein. Was sich da abspielt, ist aus zwei Gründen gefährlicher, als es auf den ersten Blick aussieht. Zum einen arbeiten die schon genannten und ein paar weitere „Rebellen“ am Aufbau r egionaler und überregionaler Strukturen. Zu NPDlern und anderen offenen Faschisten werden dabei keine Grenze gezogen, sondern Brücken gebaut. Ziel ist es, verschiedenste Gruppierungen und Einzelpersonen aus dem rechten Spektrum unter dem Dach des Kampfes g egen die „Corona Diktatur“ zusammenführen und so dauerhaft zu stärken. Hier kann nur der alte antifaschistische Grundsatz gelten: Wehret den Anfängen!
Der zweite Grund besteht darin, dass der Boden, auf dem die Märchen von Zwangsimpfungen, der vermeintlich en Harmlosigkeit des Corona Virus oder jüdischen Weltverschwörungen gedeihen konnte, also das, woraus die rechten Kräfte politisches Kapital schlagen wollen, noch da ist. Es gibt kaum eine große Firma hierzulande, die keine Stellenstreichungen plant, unzählige Gastronomiebetriebe, Kultureinrichtungen und kleine Läden stehen vor dem Aus, Kurzarbeitergeld bringt für Angehörige des mehr als acht Millionen Menschen umfassenden Niedriglohnsektors unzumutbare Belastungen mit sich und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im auf Profit getrimmten Gesundheits-system sind unerträglich. Das alles in einem Land, in dem die 1000 reichsten Menschen über ein Vermögen von 910 Milliarden, also fast eine Billion Euro verfügen!
Angesichts dieser Zustände sind unzählige Menschen zu Recht verzweifelt, zu Recht unzufrieden, zu Recht wütend. Wer nicht will, dass diese Menschen irgendwann neben oder mit Reichskriegsflaggen auf den Stufen des Parlamentsgebäudes landen, der wird sich die Mühe machen müssen den Ahnemüllers, Peil Wendlings und Co nicht die Straßen Wittlichs und nicht die Ohren der Wittlicher und Wittlicherinnen zu überlassen. Es braucht engagierte Menschen Menschen, die deutlich sagen, dass das Corona Virus gefährlich ist, dass es keine Aufhebung sinnvoller Bekämpfungsmaßnahmen braucht, sondern ein gut finanziertes, vollständig staatliches Gesundheits und Pflegesystem, dass es Jobgarantien in allen Bereichen und vollen Lohnausgleich bei Arbeitsausfall braucht, dass sich etwas ändern kann und muss, damit die Kosten für den Kampf gegen die Pandemie nicht auf die Lohnabhängigen, nicht auf die Armen und nicht auf die Umwelt abgewälzt werden. Deshalb: Geht sonntags auf die Straße, seid laut, seid entschlossen und seid
solidarisch!

  • Sonntag 15 Uhr, Platz an der Lieser Wittlich

Antifa Trier
Solidarisches Wittlich – Bündnis

(Quelle: Email von Buntes Trier)