02.04.2024 | AG Frieden

Frieden – Menschenrechte – Gerechtigkeit

Beim Ostermarsch am Montag, 1. April 2024 in Büchel hat AGF-Vorstandsmitglied Brigitte Hansen-Barbi zu den Teilnehmer*innen gesprochen. Wir dokumentieren ihre Rede im Wortlaut; weiter unten auch ein Link zu einem Video, das u.a. die Ansprache von Brigitte Hansen-Barbi zeigt.

„Ich möchte beginnen mit einem Haiku meines Vorstandskollegen Richard Pestemer:

IN EISESKÄLTE

IM SCHAFSFELL WOHLIG VERHÜLLT

KNURRT DER FRIEDENSWOLF

Wer ist dieser Wolf, der sich den Friedens-Schafspelz überzieht? Er tritt unter mehreren Erscheinungsformen auf. Da ist vor allem einmal die AfD, die sich mit ihren Friedensplänen für die Ukraine als Friedenspartei zu profilieren versucht. Die unter dem historischen Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“ und mit der Friedenstaube zu Demos für „den Frieden“ aufruft. Die ehemalige NPD, die sich jetzt Heimat nennt, nimmt zwar nicht das verhasste Wort „Frieden“ in den Mund, wanzt sich aber durch ihre Forderung „Raus aus der NATO“ an die Friedensbewegung heran. Hinzu kommen Querdenker und Antisemiten, die sich zwar nicht mehr trauen, offen von einer angeblichen „jüdischen Weltverschwörung“ zu reden, dafür aber vom „Great Reset“ oder von „den Globalisten“ faseln. Durch Angriffe z. B. gegen jüdische Personen wie George Soros bedienen sie genau dieses antisemitische Narrativ weiter. Kein Zufall, dass die AfD  eben jenen George Soros  beschuldigt, das Correctiv-Recherche-Team finanziert zu haben.

Aber wie kann ich als Friedensaktivistin denn nun erkennen, dass es sich bei einem selbsternannten Friedensfreund um einen Wolf im Schafspelz handelt?  Ganz einfach: Indem ich die Gretchen-frage stelle: Sag, wie hältst du’s mit den Menschenrechten? Denn das Eine ist ohne das Andere undenkbar!

An der Menschenrechts-Gretchenfrage scheitern die Rechten aber zuverlässig. Hören sie das Wort „Asylrecht“, dann bekommen sie Schnappatmung. Frieden ja, aber bloß keine Flüchtlinge! Die sollen gefälligst an unseren abgeschotteten Grenzen sterben oder zurück in den Krieg deportiert werden.

Eine andere Gretchenfrage ist die nach den Frauenrechten.  Da entfährt dem Friedenswolf ein verächtliches Schnauben. Oh ja, die Rechten wollen  angeblich „unsere deutschen Frauen“ schützen, wobei das besitzanzeigende Fürwort „unsere“ schon ganz deutlich macht, worum es geht, nämlich um Besitz. Sie sehen uns Frauen als ihren Besitz an. Ihr patriarchales Familienbild kennt für Frauen nur eine Rolle: Die des Heimchens am Herd, das zur Abwehr des Großen Austauschs die biodeutsche Geburtenrate steigert. Und wenn Menschen sich überhaupt nicht in das patriarchale Geschlechterkorsett fügen wollen und Respekt einfordern, dann kann der Friedenswolf gar nicht mehr an sich halten und knurrt nur noch: Genderwahn!

Der Friedenswolf will keinen Frieden für die Menschen, die unter Kriegen leiden oder die vor Kriegen fliehen. Er will Friedhofsruhe mit autoritären Regimen, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Denn genau so ein autoritäres, menschenverachtendes System will er auch bei uns errichten. Und deshalb jault er auf, wenn von einem anderen Menschenrecht die Rede ist, nämlich dem Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Denn selbstverständlich ist der Friedenswolf immer auf der richtigen, der guten Seite. Und opfert die Schafe im Kampf gegen das Böse.

Wir von der AG Frieden Trier haben dagegen eine eindeutig andere Richtschnur: Frieden, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Demokratie, Vielfalt, Gleichheit und Solidarität gehen nur zusammen!  Friedenswölfe kommen für uns nicht als Bündnispartner in Frage. Wir engagieren uns aber umso nachdrücklicher im Bündnis gegen Rechts.

Das heißt nicht, dass wir das große Ziel aus den Augen verlieren, nämlich die Unterzeichnung des Atomwaffen-Verbotsvertrags und den Abzug der Atombomben aus Büchel. Aber wir wissen, diese Ziele können wir nur erreichen, wenn unsere Demokratie erhalten bleibt. Denn die Geschichte lehrt: Der Hitler-Stalin-Pakt hat keinen Frieden gebracht, ganz im Gegenteil. Wenn sich die Geschichte nicht eines Tages mit einem Höcke-Putin-Pakt wiederholen soll, dann müssen wir heute verhindern, dass es jemals dazu kommen kann. Nie wieder ist jetzt!“

 

Ein Video von Quer-TV dokumentiert Teile des Ostermarschs, u.a. die Ansprache von Brigitte Hansen-Barbi.