„….Wir kämpfen noch heute für das, wofür Martin Luther King, Malcom X und auch Nelson Mandela gekämpft haben….“ Am Samstag den 6.6. 14h haben in Trier rund 1300 Menschen gegen Rassismus vor der Porta Nigra demonstriert (Trier für alle/ Einzelpersonen) und am Sonntag den 07.06.2020 16h nochmal 1600 Menschen am Viehmarktplatz in Trier (Diese Demo wurde von Schüler*innen organisiert). Wir baten die junge Rednerin Mariam Mohamad um Ihren Beitrag, den sie uns gerne zu Verfügung gestellt hat – eine wirklich lesenswerte Rede!
Mariam Mohamad – Rede für den 07.06.2020 – Demo #blacklivesmatter:
„Danke, dass ihr alle gekommen seid. Es musste wieder ein Mensch sterben, damit der Menschheit die Augen geöffnet werden. Rassismus ist kein neues Phänomen und es gibt Rassismus auch nicht erst seit George Floyds Tod. Menschen wurden schon immer auf Grund ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe oder Religion ausgegrenzt und als weniger Wert gesehen. Siehe die Sklaverei der Afrikaner vom 16. Bis zum 19
Jahrhundert. Wir erinnern uns an den Holocaust, den wir immer wieder verdrängen.
Auch lokale rassistische Ereignisse werden nicht genug thematisiert.
Stichwort Hanau, Moscheen, welche in Deutschland jeden zweiten Tag angegriffen werden, gängiger Antisemitismus und auch Asiaten, welche für den Coronavirus verantwortlich gemacht werden, werden beleidigt und extrem ausgegrenzt.
Alltagsrassismus, Beleidigungen die man gegen den Kopf geschmissen bekommt, sind die einfachste Methode einen Menschen zu verletzen. Das N-Wort, „Schlitzauge“, „du Jude“, „Kanakenbrut“, „Dreckskanake“, „der Polake der alles klaut“, aber auch „typisch Kartoffel“, „Kopftuchmädchen, alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse“. Solche Worte gehören zum alltäglichen Vokabular einiger Menschen. Ohne nachzudenken geben Fremde solche Kommentare von sich, ohne zu wissen was für Auswirkungen das auf den Menschen hat. Stell dir mal vor du wirst bespuckt, weil du anders bist. Stellt dir vor, du kriegst keine Wohnung, obwohl du bessere Qualifikationen hast, nur weil du eine andere Hautfarbe hast. Stell dir vor jemand macht dich zur angehörigen eine Terrormiliz. Stell dir vor du kannst deinen Traumberuf nicht ausüben, aufgrund deiner Kopfbedeckung. Sei es das Kopftuch, die Kippa oder auch ein Turban. An Weihnachten bin ich nichtsahnend mit meiner Freundin am Weihnachtsmarkt entlangspaziert als eine ältere Frau mit der Geste sagte: „Puh es stinkt nach Terrorismus“. Man wollte keine Flyer von mir annehmen da ich ja „dieses Tuch“ trage. Man schreit mir „Allahu Akbar“ hinterher. Oft wurde ich für ein Praktikum angenommen, doch dann hieß es nach einem persönlichen Gespräch oftmals plötzlich, „Wir haben leider doch keinen Platz für Praktikanten“. Ich werde gefragt, wann ich denn endlich wieder zurück in mein Land gehe.
Theoretisch sollte ich mit meiner deutschen Staatsbürgerschaft dieselben Rechte haben wie ihr alle, jedoch habe ich sie nicht. Zumindest fühlt es sich nicht so an. Eine Freundin wird als „Dreck“ bezeichnet, „der nach Deutschland geholt wurde“. Junge Mädchen, Bekannte von mir, wurden in einem bekannten Restaurant aufs übelste beschimpft und fast geschlagen von einem älteren Herrn, weil sie anderer Herkunft sind und andere Hautfarben haben. Dabei haben sie nicht einmal eine andere Sprache gesprochen. Doch wer setzte sich für diese Mädchen ein? Niemand aus diesem vollen Restaurant. Wie sooft auch. Daraufhin haben sie weinend das Restaurant verlassen und sind bis heute traumatisiert. Versetzt euch mal bitte in deren Lage.
Viele können sich das gar nicht vorstellen, aber es ist leider Realität und
Alltag.
Hebt einmal die Hand, wenn ihr mal selbst Opfer von Rassismus gewesen seid. Ihr seht es ja – auch unter uns.
Kommen wir nochmal zurück auf den Auslöser unseres Protests. Weltweit setzen sich Menschen für George Floyd und Black Lives Matter ein. Der Tod ist kein Einzelfall. Es ist auch keine Einsicht der Politik zu sehen.Wir kämpfen noch heute für das, wofür Martin Luther King, Malcom X und auch Nelson Mandela gekämpft haben. Wir kämpfen für Menschen wie Rosa Parks, Jamar Clark, Philando Castile, Tamir Rice, Eric Garner und Breonna Taylor. Dies sind nur wenige Fälle, die an die Öffentlichkeit geraten sind. Say their names. Die Dunkelziffer ist noch viel höher. Im
letzen Fall, wurde Breanna Taylor 8 mal im eigenen Bett angeschossen und wäre kürzlich 27 Jahre alt geworden. Wir sind stolz drauf, einen Teil der Bewegung sein zu können und hoffentlich etwas zu bewirken.
We are all equal.
Black Lives Matter.
No justice, no peace.“
Anmerkung: Die AG Frieden hat die Demo nicht organisiert – das haben die Schüler*innen um Diana hervorragend gemacht – aber gerne durch Öffentlichkeitsarbeit und Teilnahme unterstützt.