ITALIEN: STAFETTE DES FRIEDENS
Von einer Stadt in die andere, von einem Dorf ins nächste – so webten Friedensbewegte am 7. Mai ein Netz in den Regenbogenfarben durch ganz Italien. Von Norden nach Süden, von Aosta bis Lampedusa: 4000 km, ebenso viele StaffelträgerInnen und Tausende Menschen, vereint in der Forderung nach Frieden und der Ablehnung von Waffenlieferungen.
Die Stafette des Friedens, deren Teilnehmer einen sofortigen Waffenstillstand forderten, wurde in Etappen von 25 km zurückgelegt.
Um 12 Uhr starteten die StaffelträgerInnen von ihren jeweiligen Startpunkten. Jeweils eine Person trug die Friedensfahne einen Kilometer weit vom Punkt A zum Punkt B; gleichzeitig trug eine andere Person die Friedensfahne vom Punkt B zum Punkt C.
Am vorletzten Kilometer jeder Etappe gesellten sich andere Teilnehmer dazu und begleiteten die fahnentragende Person bis zum 25. Kilometer.
Die Organisatoren hatten die Teilnehmerzahl am Sonntagabend vorläufig auf 20.000 geschätzt. Am Tag danach ergaben die offiziellen Zählungen, dass 50.000 Personen teilgenommen hatten. 200.000 Personen hatten die Übertragung der Stafette in den Medien verfolgt.
Die Live-Übertragung von den einzelnen Etappen erfolgte über die App Servizio Pubblico und die sozialen Medien von Michele Santoro*, die Website der Tageszeitung Fatto Quotidiano und ein Netz lokaler Fernsehsender – ohne jegliche Finanzierung. Die Stafette erreichte so eine breite Öffentlichkeit, obwohl die traditionellen Medien und – bis auf wenige Ausnahmen – die großen politischen Parteien die Aktion komplett ignorierten.
Über Smartphone schickten Teilnehmer Fotos, Videos und Redebeiträge aus allen Ecken des Landes – die Streckenführung verlief durch kleine Dörfer, auf Alpenpässen, auf historischen Routen wie der Via Francigena und der Appia Antica, auf Landstraßen und Wanderrouten. Es ging durch kleine und große Städte. In abseits der Strecken gelegenen Städten fanden Solidaritäts-Kundgebungen statt.
Auf der Schlusskundgebung sprach Michele Santoro dann vor dem Aufnahmezentrum für Flüchtlinge auf der Insel Lampedusa, dem Ziel vieler Flüchtender nach der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer. Dieses ursprünglich für 400 Personen ausgelegte Aufnahmezentrum ist derzeit mit 1400 Personen völlig überbelegt.
* Michele Santoro ist ein in Italien vor allem aus dem Fernsehen sehr bekannter Journalist.