Rund 600 Menschen beteiligten sich an der Menschenkette „Für solidarisches Miteinander, Gemeinsinn und Vernunft“ in der Trierer Innenstadt. Die Menschenkette reichte vom Anfang der Simeonstraße über den Hauptmarkt bis zum Viehmarkt, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Ähnlich wie im Aufruf zu der Menschenkette betonte mehrere Redner*innen, dass die seit 2 Jahren anhaltende Pandemie an den Kräften zehre und deshalb weiterhin Rücksichtnahme, Zusammenhalt und Solidarität erforderlich sei.Im Folgenden einige Fotos sowie Redebeiträge. Danke an alle die uns unterstützt haben! Weiter unten Links zu einigen Filmen, Interviews und Presseberichten sowie die Skripte von drei der Redebeiträge.
Ab 14 Uhr sammelten sich die ersten Teilnehmer *innen und nahmen an den Ausgabestellen Armbänder mit der Aufschrift „Rote Karte für das Team Freiheit Trier“ und Abstandsseile von den Ordner*innen entgegen, zudem standen zahlreiche Aussagen auf Plakaten zur Verfügung. Langsam füllte sich die Kette, die Menschen wurden verteilt damit keine Lücken entstehen.
Die Menschenkette war dann schon vor 15 Uhr geschlossen, Ordner*innen zogen vorbei und taten kund, dass wir es geschafft haben. Die Stadt war aufgrund des schönen Wetters voll, viele Passant*innen bekamen also das Anliegen der Menschenkette für Solidarität und Demokratie mit.
Ab 15.15 Uhr gingen die Teilnehmer *innen nach und nach in 10er Gruppen Richtung Viehmarkt-platz, wo als Einstieg die Trommelgruppe POLONGHO zu hören war. Auf der Kundgebung waren viele interessante Reden rund um das Thema Pandemie, Zusammenhalt und Impfen zu hören. Dazwischen sangen Mohamed Kushari und Jürgen Trunczik einige Lieder
Ruth Lieser (Multikulturelles Zentrum) und Katrin Werner (Buntes Trier) begrüßten die Teilnehmer*innen und gaben Klaus Jensen als erstem Redner das Wort,. Dr frühere Oberbürgermeister und Gründer der AGF beschrieb die schwierige Situation für alle. Er zählte die großen Herausforderungen auf: die Pandemie, die Klimakrise und die Aufrüstung die die Lösung der Probleme verhindere und einen Atomkrieg aus Versehen riskiere. Er appellierte an alle sich impfen zu lassen um Menschenleben zu retten. Die beiden Vertreter von Mutterhaus und Brüderkrankenhaus Dr. med. Christian Sprenger und Br. Peter Berg betonten (Foto unten), dass die Pandemie sehr stark die trifft, die Tag für Tag in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Praxen gegen Corona ankämpften und es treffe jene, die persönlich unter der Pandemie leiden müssen: Vorerkrankte, immungeschwächte und andere durch Covid und die Maßnahmen besonders gefährdete Personen, aber auch alle die schwer erkrankt seien, mit (Langzeit)-Folgen der Infektion kämpften oder geliebte Menschen verloren hätten. „Es gibt Corona, es gibt Tote und es gibt diese Krankheit“, sagt Sprenger. „Und seit zwei Jahren sind wir durch die Pandemie überlastet.“ Daher sei es bei diesem täglichen Kampf unerträglich zu hören, dass die Pandemie von manchen geleugnet wird und sich Menschen gegen die Maßnahmen stellen, erklärt Berg. „Wir behandeln alle und akzeptieren die Entscheidung eines jeden einzelnen“, ergänzt Sprenger. „Wir verstehen diese Entscheidungen nur nicht.“
Es wurde immer wieder verdeutlicht, dass viele Menschen aufgrund der Pandemie mit psychologischen, physischen und existentiellen Problemen kämpfen.
Sozial marginalisierte Menschen wie Geflüchtete, Leiharbeiter*innen und Obdachlose treffe die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie besonders stark. Die Kinderärztin Dr. Hildegard Slabik-Münter sagte: „Die Impfung dient dem eigenen Schutz. Auch junge bis dahin gesunde Menschen können schwer an Covid-19 erkranken. Langzeitfolgen mit anhaltendem Leiden treten auch nach milden Krankheits-verläufen ein! Von Longcovid sind vornehmlich Ungeimpfte betroffen. Die Impfung ist aber auch ein Akt der Solidarität.“
Im Aufruf zur Menschenkette heißt es: Wir wollen ein klares Zeichen setzen FÜR einen gesellschaftlichen und demokratischen Zusammenhalt angesichts dieser Pandemie. Wir setzen uns ein FÜR eine auf den universellen Menschenrechten basierende demokratische Gesellschaft. Deswegen schauen wir auch über den nationalen und persönlichen Tellerrand: es braucht gerechte Gesundheitssysteme weltweit, denn die Pandemie hat vor allem im globalen Süden katastrophale wirtschaftliche Folgen und verschärft bestehende Hungersnöte. Europa boostert sich, während weite Teile der Welt auf Impfstoffe für eine Erstimpfung warten. Zur weltweiten Bewältigung der Pandemie benötigen wir den erschwinglichen Zugang zu Covid-19-Gesundheitsprodukten und eine globale Impfgerechtigkeit. Klar ist: den Weg aus der Pandemie schaffen wir nur gemeinsam – auch über Grenzen hinweg.
Die Teilnehmer*innen der Menschenkette grenzten sich klar ab, von den rechtsautoritären und verschwörungsideologischen Inhalten, die bei Spaziergängen oder Kundgebungen von Kritiker*innen von Coronaschutzmaßnahmen, wie Team Freiheit Trier, verbreitet werden. Auch ohne offensichtliche Nazis liegen diesen Demonstrationen von Anfang an eine gefährliche Mischung aus Demokratie- und Wissenschaftsfeindlichkeit zugrunde. Wer den Staat als „krank“ und als „Coronadiktatur“ bezeichnet, bedient rechtspopulistische Denkmuster und verlässt den demokratischen Diskurs.
Viele Schilder, die an den Abstandsseilen befestigt waren, verdeutlichten die Anliegen für die Schwachen der Gesellschaft. Auf einem Schild auch die Aussage der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die sich entsetzt über einzelne Impfgegner in Deutschland geäußert hat, die Vergleiche zur NS-Zeit ziehen. Die 100-Jährige bezeichnete jene Demonstranten, die den sogenannten Judenstern nutzen, als „neue Feinde der Demokratie“. „Heute sehe ich, wie die Erinnerung an das, was geschehen ist, politisch missbraucht, manchmal sogar verhöhnt und mit Füßen getreten wird“ (Quelle RND)
Die Menschenkette demonstrierte FÜR Zusammenhalt:
• wir setzen uns ein für mehr Mitmenschlichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme, statt der Berufung aufs Widerstandsrecht mit Holocaustverharmlosung und Gewaltaufrufen
• wir stehen für Vertrauen in wissenschaftliche Arbeit und Medizin, statt Verschwörungsdenken und Wissenschaftsfeindlichkeit
• wir setzen auf eine vielfältige Gesellschaft und eine Weiterentwicklung der Demokratie statt absurde Diktaturvergleiche und demokratiefeindliche Äußerungen, die gesellschaftlichen Institutionen die Daseinsberechtigung absprechen.
• wir sind für eine Demokratisierung des Gesundheitssystems, statt einer Priorisierung der Wirtschaft gegenüber der Gesundheit und ihrer Vermarktung.
• wir stehen für gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion Aller, statt für egoistische Selbstermächtigungsfantasien
• wir sind für intensive gesellschaftliche Debatten, die uns alle weiterbringen, statt selbstbezogenen Forderungen nach Feier- und Konsumfreiheit sowie der Selbstinszenierung als Opfer der Corona-Schutzmaßnahmen.
Redebeiträge:
- Klaus Jensen , ehemaliger Oberbürgermeister, Klaus-Jensen-Stiftung (Foto unten links)
- Dr. med. Christian Sprenger, med. Geschäftsführer Klinikum Mutterhaus zusammen mit Br. Peter Berg, Regionalleiter BBT-Gruppe, Krankenhaus-Barmherzige Brüder
- Alexander Schewerda, DFKI – Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Uni Trier
- Paul Nachtwey, Beitrag zur Sozialpsychologie der Impfgegner/Querdenker (Foto mitte) Rede Text
- Dieter Burgard, Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen
- Dr. Hildegard Slabik-Münter, Kinderärztin (Foto rechts) Rede-Text
- Wim Negelen, Internationaler Bund (Foto unten rechts) Rede-Text
Medienresonanz:
- SWR-Beitrag mit Kurzfilm: Menschenkette in Trier für Zusammenhalt in Corona-Pandemie: www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/menschenkette-trier-fuer-zusammenhalt-in-corona-pandemie-100.html
- Voksfreund-TV „Menschenkette in Trier für Solidarität in Pandemie-Zeiten“ mit Statements von Hans-Jürgen Bucher (Lokale Agenda Trier), Thomas Kupczik (Buntes Trier) und Oberbürgermeister Leibe: https://youtu.be/Z4CSdzTxLig
- Video von NEWS-TRIER dabei Interviews von Dr. Sprenger (Klinikum Mutterhaus) und Klaus Jensen (Ex-OB) sowie Anke Trapp (Teilnehmer*in): https://youtu.be/vrvsHwHEf6c
- Trierischer Volksfreund: Menschenkette in Trier: „Klares Zeichen setzen für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt angesichts dieser Pandemie“ Bericht mit Fotos
- Trierischer Volksfreund 2: Ausführlicher Bericht: https://www.volksfreund.de/region/trier-trierer-land/menschenkette-in-trier-600-demonstranten-setzen-zeichen-fuer-demokratie-und-solidaritaet_aid-66198615
- LOKALO: Große Menschenkette “Trier steht zusammen” und kleine Gegendemo – DIE POLIZEIBILANZ! lokalo.de/artikel/253329/grosse-menschenkette-trier-steht-zusammen-und-kleine-gegendemo-die-polizeibilanz/
Am Samstag haben in Trier gut 600 Menschen Flagge gezeigt und sich für solidarisches Miteinander, Vernunft und Gemeinsinn zusammengeschlossen. Vielen Dank allen Organisator*innen, Ordner*innen, Redner*innen und Fotograf*innen. Vielen Dank allen Unterstützer*innen des Aktionsbündnisses „Trier hält zusammen“:
Für ein Buntes Trier – gemeinsam gegen Rechts, AG Frieden, Lokale Agenda 21, Multikulturelles Zentrum, Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung im Bistum Trier, Bündnis 90/ Die Grünen Stadt Trier, Die Linke Trier, SPD Trier, UBT, Grüne Jugend Trier-Saarburg, Linksjugend ́solid, Trierer Jusos, AStA Uni Trier, Asta Hochschule Trier, TUFA, KSJ Trier, S4F Trier, FFF Trier, XR-Trier, Pro Familia, Antiatomnetz Trier, Mergener Hof e.V. (mjc von 1617), Internationaler Bund, Verein Kulturgraben e.V., Jugendzentrum ‚auf der Höh‘ am Weidengraben, Creadiva, alta4 AG, Schmit-z e.V., Palais e.V., Kulturverein villaWuller e.V., Fanprojekt Trier, Sredna, DFG-VK Trier, Bildung fördert Entwicklung e.V., DGB, IG Metall, Verdi, Verdi Jugend Saar-Trier, NGG, IG BAU, IG BCE, GdP, GEW, EVG, JuPa – Trierer Jugendparlament. (Stand 9.2.2022)
(c) Die Fotos sind von Jonas Klasen, Lukas Stutz und Mechthild Schneiders – DANKE!!!