31.12.2025 | AG Frieden

Erinnerungskultur unter Druck

Am Donnerstag, 30. Oktober 2025, fand mit rund 250 Gästen in der Aula des Angela-Merici-Gymnasiums im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gedenkanstöße“ des Arbeitskreises „Trier im Nationalsozialismus“ der AG Frieden ein Vortrag zum Thema „Erinnerungskultur unter Druck – Die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen in Zeiten weltweiten Rechtsrucks“ statt.

Der AK „Trier im NS“ hatte hierzu den bundesweit bekannten und streitbaren Direktor der Stiftung KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Professor Dr. Jens-Christian Wagner aus Weimar, eingeladen. Im Anschluss an den Vortrag fand eine Podiumsdiskussion mit dem Referenten, Dr. Sabine Arend (Leiterin der KZ-Gedenkstätte SS-Sonderlager Hinzert) sowie der Schülerin Julia Palica und dem Schüler Lorenz Arand vom Augusta-Viktoria-Gymnasium Trier statt. Die Diskussion wurde von Dr. Ulrike Winkler vom AK „Trier im NS“ moderiert.

Nach der Begrüßung durch Thomas Zuche vom AK „Trier im NS“ startete Jens-Christian Wagner mit seinem sehr nachdenklichen Vortrag zur aktuellen Situation der Erinnerungskultur in Deutschland. „Nie wieder“ lautete Haltung und Geist vieler Generationen nach dem 2. Weltkrieg mit seinen massenhaften Tötungen, Menschheitsverbrechen und verheerenden Zerstörungen. Wenn auch vor allem seit den 1980er Jahren die Erinnerungs- und Gedenkkultur – vor allem in Deutschland – mit zahlreichen Institutionen vorangebracht und ausgeweitet wurde, so finde schon seit geraumer Zeit in breiten Schichten der deutschen Gesellschaft eine Diskursverschiebung hin zur Verharmlosung bis zur Auslöschung der Erinnerung an die NS-Verbrechen statt, so Wagner.

Neben dem Erstarken rechtsextremer Gruppierungen und vor allem der AfD-Partei liege die Ursache auch in den neuen Möglichkeiten der Verbreitung von Informationen und Fake News über digitale Medien bzw. Social Media. Hinzu komme das nahende Versterben der letzten Zeitzeugen des 2. Weltkriegs und des Holocausts sowie der inzwischen große zeitliche Abstand von 80 Jahren zu den Ereignissen.

Erinnerungskultur müsse sich daher dringend verändern, wenn auch in Zukunft die Menschen bzw. die nachfolgenden jungen Generationen erreicht werden sollen. Erinnerung an die NS-Opfer alleine reiche nicht mehr aus, um ein „Nie wieder“ zu vermitteln. Ins Zentrum der Erinnerungsarbeit müsse die Reflexion darüber treten, was die damalige Zeit mit dem Heute und Hier jedes Einzelnen unter uns zu tun hat.

Demokratie und Freiheit bedürfen in unserer Gegenwart und für die Zukunft mehr denn je der Verteidigung durch Abwehr rechtsextremen Gedankenguts. Ein Ansatz hierzu könne die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte während der NS-Zeit sein, um einen persönlichen Zugang und emotionale Betroffenheit zu ermöglichen. Zukünftige Gedenkarbeit könne über diesen Kontext die Zuhörerinnen und Zuhörer für Freiheit, Demokratie und Frieden sensibilisieren.

Diese Veranstaltung wurde von den Unternehmen sbt Trier, Eifelhaus und der Sparkasse Trier finanziell unterstützt. Auch an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an die drei genannten Institutionen, ohne die diese Veranstaltung nicht hätte stattfinden können.

Dr. Uwe Lautz