31.03.2020 | AG Frieden

40 Jahre AG Frieden Trier

Frieden ist mehr als kein Krieg“, erklärt Thomas Zuche, Mitgründer der Arbeitsgemeinschaft Frieden in Trier. Inspiriert von den niederländischen Friedenswochen organisierte Klaus Jensen vor 40 Jahren erstmals die deutsche Version dieser Veranstaltungen, zu der rund sechseinhalb tausend Teilnehmer erschienen, und gründete ein wenig später den Verein AGF. Ziel war es, den Begriff Frieden in allen möglichen Bereichen zu thematisieren, indem man informiert, Betroffenheit weckt und letztlich Handlungsmöglichkeiten aufzeigt. Frieden bedeutet nicht nur kein Krieg, sondern beinhaltet Abrüstung, Einhaltung der Menschenrechte als auch die Durchsetzung von Gerechtigkeit mit der Dritten Welt.

Global denken – lokal handeln“

Kunst hierbei ist es, diese globalen Themen lokal anzusprechen und die Bezüge in die Region herzustellen. Dies gelingt der Arbeitsgemeinschaft beispielsweise mit den seit 1985 stattfindenden Rundgängen zum Nationalsozialismus in Trier. Diese „StattFührungen“ halten die Erinnerungen an die Zeit wach und verdeutlichen vor allem, dass Verbrechen nicht nur in Berlin oder München begangen wurden, sondern auch in Trier, wo in direkter Nachbarschaft Juden eingepfercht leben mussten.

Andere Höhepunkte der Anfangszeit waren neben einer Veranstaltng zu Hirsoshima, Proteste gegen Atomwaffen in Bonn und Blockadeaktionen im Hunsrück, auch der Austausch mit einem israelisch arabischen Friedenszentrum 1984/85 und die Unterstützung der Städtepartnerschaft mit Weimar 1988, die dem Vereinwegen Kontakten zu DDR-Friedensgruppen eine Stasi-Akte einbrachte, aber auch eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz der BRD.

Der Weltladen als Schaufenster des Friedensvereins

Da die AG Frieden auch in Solidarität mit Menschenrechtsgruppen in Lateinamerika entstanden, sind diese Wurzeln noch zu erkennen, hauptsächlich im Weltladen, der 1981 das erste große sowie sichtbare Projekt des Vereins darstellte. Hier werden bis heute fairgehandelte Produkte aller Art und aus allen Ecken der Erde verkauft, die aus Partnerschaften mit kleineren Produzenten und Kooperativen stammen. In- dem man sowohl die Ideen als auch den politischen Hintergrund vorstellt, unterstützt der Kauf eines solchen Produkts die Beweusstseinsbildung hier und die Emanzipation sowie Gerechtigkeit in den Herkunftsländern. So, wie der Großteil der AGF wird auch der Weltladen hauptsächlich von Ehrenamtlichen geführt. Neue Interessierte sind stets willkommen. Heute besteht die Arbeitsgemeinschaft aus 40 Aktiven, 260 Mitgliedern und vier Arbeitskreisen, die sich für Friedenspolitik, Erinnerungsarbeit, Asylrecht und Weltliteratur einsetzen.

Vielfältiges Engagement

Aktuell organisiert der Verein Zivilcouragetrainer-Ausbildungen, sodass immer mehr TrainerInnen die Ideen des gewaltfreien Eingreifens in Rheinland-Pfalz weitertragen. Andere Bildungsangebote sind Vorträge zu Alternativen zur Bundeswehr an Schulen oder das „Asyl Spiel ums Leben“, das Probleme hier lebender Flüchtlinge näher bringt, indem es reale Schicksale und Diskriminierungen nachzeichnet. Auch in anderen Bereichen könnte das Engagement nicht vielseitiger sein, die Aktivitäten reichen von Protesten gegen Atomwaffen über Frauensprachkurse und Aufklärung gegen die neue Rechte und Rassismus bis hin zu grenzüberschreitender Friedens- und Solidaritätsarbeit mit Belgien, Luxemburg und Frankreich. Dabei wird versucht, die friedenspolitischen Themen für die Menschen anhand regionaler Beispiele greifbar zu gestalten wie Markus Pflüger berichtet, der seit 19 Jahren einer der beiden Hauptamtlichen des Vereins ist. Es fängt eben im Kleinen an, auch wenn Verantwortlichkeiten für Missstände oft auf Landes-, Bundes- oder sogar Europaebene liegen. Auf die Frage, ob es der Arbeitsgemeinschaft gelinge, Menschen mit diesen Themen zu erreichen, entgegnete Zuche: „Sonst gäbe es die AGF wohl keine 40 Jahre.“

Zum Jubiläum wurde ein Hausfest gefeiert, am 29.3. um 17 Uhr sind Interessierte zum Rundgang „Als 300 Liter Früchtetee (fast) den Krieg in El Salvador beendet hätten“ eingeladen. Die Stadtführung beleuchtet wichtige Stationen der AGF-Geschichte, Treffpunkt ist vor dem Haus Fetzenreich, Sichelstraße 36 wo die AGF sich gründetet. Am 17.4. lädt der Verein um 19.30 Uhr ins Broadway zum Agendafilm „Zeit für Utopien“ ein mutmachender Film, der gemeinsam mit der Lokalen Agenda gezeigt wird. Im März 2020 folgte schießlich die eigentlich für den Herbst 2019 geplante Gesprächsrunde. Im lockeren Gespräch erinnerten sich Maria Kronenberg und die bisherigen Friedensarbeiter (Klaus Jensen, Thomas Zuche, Thomas Kupczik und Markus Pflüger) an Höhepunkte dieses Engagements und entwickelten Perspektiven für Friedensarbeit in Zeiten von AfD und Trump. Getreu der Devise: „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu!“.

Frei verwendbarer Text der AGF – Markus Pflüger

Impressionen aus 40 Jahren AGF:

Presseecho:

Radiobeitrag im SWR 4 vom 06.03.2020

Artikel im Wochenspiegel vom 12.03.2020: AGF – Vier Jahrzehnte im Einsatz für den Frieden

Artikel im Wochenspiegel vom 12.03.2019: 40 Jahre Friedensarbeit in Trier

Artikel im Trierischen Volksfreund vom 04.03.2020: Als die Friedenstaube noch hoch flog – 40 Jahre AG Frieden in Trier