Aus dem Trierischen Volksfreund (3.6.2024) haben wir von rassistischen Schmierereien an einem Wohnhaus von Sinti in Trier erfahren. Diese Attacke reiht sich ein in eine Serie von Angriffen in den letzten Wochen in Deutschland, bei denen Sinti und Roma zur Zielscheibe von Hass wurden – so geschehen in Koblenz, Flensburg und Neumünster.
Wir sind aus mehreren Gründen entsetzt über diese Taten und möchten die Tragweite dieser Vorfälle verdeutlichen. Als Arbeitskreis „Trier im Nationalsozialismus“ informieren wir über die nationalsozialistischen Verbrechen und vermitteln, wohin die Diskriminierung von Sinti und Roma geführt hat. Noch vor den Jüdinnen und Juden wurden Angehörige von Sinti-Familien aus der Stadt Trier in Konzentrationslager im besetzten Polen deportiert. Vier Kinder der Familie Pfeil und drei Mädchen der Familien Reinhardt wurden in Auschwitz ermordet. Insgesamt wurden dort bis zu 500.000 Sinti und Roma umgebracht.
Die Schmierereien an dem Wohnhaus einer Familie in Trier treffen Menschen, die Auschwitz überlebt und Familienmitglieder in diesem Vernichtungslager verloren haben. Es ist ein Angriff auf Menschen, die aufgrund erlittener Traumata besonders schutzwürdig sind. Hinter dieser Attacke verbirgt sich kein Unwissen. Sie ist Ausdruck einer Ideologie, wie
sie die Nationalsozialisten vertreten haben.
Wir nehmen seit Jahren eine besorgniserregende Verschiebung des gesellschaftlichen Konsenses wahr. Demokratische und menschliche
Werte, die lange als selbstverständlich galten, werden öffentlich in Frage gestellt. Rassismus, Antiziganismus, Antisemitismus und viele andere Formen der Diskriminierung, etwa von Menschen mit Behinderungen, werden mehr und mehr salonfähig und bleiben von der Mehrheitsgesellschaft zunehmend unwidersprochen.
Wir verurteilen diese Bedrohungen und stehen fest an der Seite der Betroffenen. Wir bitten alle Triererinnen und Trierer, Ideologien der Abwertung und der Ungleichwertigkeit von Menschen in ihrem persönlichen Umfeld energisch zu widersprechen und politisch zu bekämpfen. Es ist nicht nur Sache der Sicherheitskräfte, Menschen zu
schützen, die von Anfeindungen bedroht sind. Diese Verpflichtung beginnt bei jeder und jedem Einzelnen. Seien wir solidarisch, leisten wir Zivilcourage. Verleihen wir der Menschlichkeit in unserer Gesellschaft neuen Wert.
Trier, Juni 2024
Für den Arbeitskreis „Trier im Nationalsozialismus“ der AG Frieden, Thomas Zuche, Trier