Bericht der Würdigungsfeier zur Stolpersteinverlegung für das homosexuelle NS-Opfer Max Glass in der Römerstraße 49 in Konz am 13. September 2021:
Es war ein berührender musikalischer Einstieg von drei Musiker*innen des Gymnasium Konz: die Klarinetten-Musik von Mia Loscheller (Kl. 8c) und Marie Grundhöfer (MSS 12) mit ihrem Musiklehrer Till Krüger an der Posaune. Gunter Deming – der Stolperstein-Künstler – war erstaunlich früh gekommen und bereitete parallel die Verlegung des Stolpersteins vor – unterstützt durch Mitarbeiter des Bauamts der Stadt Konz.
Markus Pflüger von der AG Frieden Trier begrüßte und dankte allen die Verlegung unterstützten: SCHMIT-Z e.V. Trier, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie in der VG Konz, die Schüler*innen AG „Queercomm.gymKonz + Allies“ mit der Lehrerin Julia Lehnertz und die Musikerinnen des Gymnasiums Konz mit Lehrer Till Krüger sowie dem Rektor Wolfgang Leyes. Der Dank gilt auch der Heinrich Böll Stiftung RLP, die den Vortrag als Kooperationspartner unterstützt hatte, den Grünen Konz die die Patenschaft für den Stolperstein übernommen haben sowie der Stadt Konz, vertreten durch Bürgermeister Weber.
Jürgen Wenke, der Initiator der Verlegung, hatte das Verfolgungsschicksal des Wahlkonzers Max Glass historisch erforscht und akribisch aufbereitet und damit gezeigt wie perfide und menschen-verachtend die Nazis bei ihrer industriellen Vernichtungspolitik auch gegen die bisher oft vernach-lässigte Opfergruppe der Homosexuellen vorgingen. Vincent Maron vom queeren Zentrum SchmitZ trug eine von Jürgen Wenke erstellte Kurzbiografie von Max Glass vor.
Höhepunkt war ein Poetry-Slam der „Queercomm.gymKonz + Allies“. Darin hieß es „Genau hier vor nicht einmal einhundert Jahren: Eine Zeit in der Liebende Verbrecher waren“ und „Nicht vorstellbar in ständiger Angst zu leben, der angeblich falschen Liebe wegen. Doch eines können wir versprechen, Niemals werden wir vergessen…“ (Den ganzen lesenswerten Text s.u.) Darin auch ein klarer Apell für heute: „Gebot der Lebenden, soll’s sein
So eine Katastrophe zu verhindern.(…) Wir können es versprechen:
Wir werden nie vergessen. Denn wir, Wir können wen wir wollen lieben.“
Dazwischen nochmal ein Musikstück – Marie Ann Fleischmann von den Grünen, legte dabei als Patin eine Rose an den frisch verlegten Gedenkstein. Und zum Abschluss ein klares Statement für Gedenken, Erinnern und Vielfalt im Grußwort des Bürgermeisters Joachim Weber: „Die homosexuellen Opfer sind bislang viel zu wenig beachtet worden.“
Aus Sicht der Nazis war sein „Verbrechen“ andere Männer zu lieben. Was bedeutete die ständige Angst vor Verfolgung aufgrund seiner sexuellen Orientierung? Max Glass wurde 1902 geboren und während der NS-Zeit mehrfach durch §175 verfolgt. Wie sah ein Leben aus, in dem Herzensanliegen mit Gefängnis bestraft wurden? Der letzte freiwillige Lebensort von Max Glass war Konz – deswegen auch dort der Gedenkstein. „An den Tanzlehrer“ steht auf einer von der Polizei beschlagnahmten Postkarte. Wir wissen sonst wenig über ihn. Der gelernte Eisendreher war nach Verurteilungen und Haftstrafen nach § 175 aus Stuttgart-Uhlberg weggezogen. Aber auch in Konz wurde er denunziert, in Trier verurteilt und schließlich nach seiner Haftstrafe in Wittlich ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert und dort mit 39 Jahren ermordet – „Herzversagen“ steht in der beschönigenden Todesurkunde der Nazis.
Neben 2 Stolpersteinen für die jüdischen Opfer Marianne und Mathilde Levy in der Martinstr. 17, 2 Stolpersteinen für die Familie Jakob und Sophie Herrmann in Oberemmel und 5 Stolpersteinen für Familie Meyer in Wiltingen Bahnhofstr. 67,
liegt damit der 1. Stolperstein für ein homosexuelles NS-Opfer in der Verbandsgemeinde Konz.
‚Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist‘, heisst es bei Gunter Demnig (www.stolperstein.eu) Dem Vergessen dieses Unrechts haben alle Beteiligten entgegen gewirkt.
- Weitere Informationen: www.stolpersteine-homosexuelle.de/max-glass
Markus Pflüger, AG Frieden
Danke an Dominik Schnith Projektkoordinator der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie in der Verbandsgemeinde Konz sowie dem SchmitZ und der Schüler*innen-AG für die Fotos und ihre Texte, konkret Sophie Blaha, Yasmin Yahia, Darina Starodumova.
Der Poetry-Slam-Text 1:
Der Poetry-Slam-Text 2:
Dank an die Queercomm.gymkonz + Allies, Arbeitsgemeinschaft Gymnasium Konz mit Sophie Blaha, Yasmin Yahia und Darina Starodumova.