Gertrud Schloß, Tochter einer alteingesessenen jüdischen Unternehmerfamilie in Trier, promovierte nach dem Studium in Würzburg, Frankfurt und Heidelberg 1923 im Fach Nationalökonomie. Sie engagierte sich bei den Sozialdemokraten, war journalistisch tätig und schrieb Gedichte, Romane und ein Theaterstück. 1942 wurde sie – vermutlich in einem Gaslastkraftwagen – im KZ Chelmno/Kulmhof ermordet.
Dieses Buch enthält im ersten Teil den Nachdruck von „Begegnungen“, einer Gedichtesammlung, die Gertrud Schloß selbst herausgegeben hat. Im Anschluß daran beleuchtet Historikerin Tamara Breitbach in dem biografischen Essy “ Lea Gertrud Schloß – Jüdin, Lesbe, Schriftstellerin und Sozialdemokratin“ das Leben und Werk von Gertrud Schloß. Es handelt sich um die erste umfassende Untersuchung über diese bemerkenswerte Frau.
Zum 120. Geburtstag von Gertrud Schloß ist ihr einziger Lyrik-Band mit einem umfassenden Kommentar von Tamara Breitbach unter dem Titel „Die Nacht des Eisens“ neu erschienen. Die Erstausgabe stammt aus dem Jahr 1932, damals noch unter dem Titel „Begegnungen“. Weiter bekannt sind journalistische Arbeiten von G. Schloß, Romane und das Theaterstück „Ahasver“, dessen Kritiker sich in polemischen Beschimpfungen der Person Gertrud Schloß übertrafen. Z. B. zeigt die Kritik aus der National-Zeitung deutlich, „wie früh die Nationalsozialisten begonnen haben, ihre Gegner mundtot zu machen und auch vor falschen Behauptungen nicht zurückschreckten. In besonderer Art und Weise wird die sexuelle Orientierung von Gertrud Schloß zum Gegenstand der Verurteilung gemacht. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Stoff findet nicht statt.“
„Dass Gertrud Schloß noch 1932, also vier Jahre nach der Uraufführung des Ahasver, ihren Gedichtband ‘Begegnungen’ herausbringt, zeugt von ihrer Unerschütterlichkeit. Sie ließ sich nicht einschüchtern und verfolgte ihren literarischen Weg gegen alle Widerstände.“ (Die Nacht des Eisens)
Die Buchvorstellung und Lesung findet zu Schloß‘ 120. Geburtstag am Freitag, 18. Januar 2019 um 20 Uhr in der Tufa im großen Saal statt mit Musik von André Mergenthaler, einer Diskussionsrunde sowie Ausschnitten aus ihren Werken, vorgetragen von der Schmit-z Family.
Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung findet in Kooperation von éditions trèves, dem Trierer Archiv für Geschlechterforschung und Digitale Geschichte e.V. (TAGG), der Arbeitsgemeinschaft Frieden, dem schwul-lesbischen Zentrum Schmit-z e.V. und dem Tufa e.V. statt.
Die Lesung gehört zum Rahmenprogramm der Ausstellungen „Lesbisch, jüdisch, schwul“ sowie [unsichtbar, verfolgt, anders?!]. Verfolgung und Diskriminierung von Homosexuellen unter dem § 175 von 1900 bis 1960 mit einem lokalen Bezug zur Region Trier. Sie sind bis – 9.2.2019 im Foyer der VHS/Stadtbibliothek zu sehen. Weitere Veranstaltungen:
25.01.2019 20.00 Uhr im SCHMIT-Z e.V.: Queer gefilmt „Bent“ (1998)
27.01.2019 15.00 Uhr Treffpunkt Trier-Süd, Bahnhof: Stolperstein Rundgang mit anschließender Einkehr im SCHMIT-Z Café
28.01.2019 19.00 Uhr in der VHS Trier: Vortrag „Verfolgung unter §175 – ein historischer Überblick“