Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in Trier, also dem 27.01.2022 um 17.30 Uhr :wird das digitalen Gedenkprojekts erinnerLicht an der Porta Nigra Trier eröffnet. Die interaktive Gedenkinstallation ist Do 27.1., Fr 28.1. und Sa 29.1. jeweils von 17.30 bis 21.30 Uhr an der Porta Nigra zu besuchen.
Ein Projekt von Intermedia und Kommunikations Design der Hochschule Trier, Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL der Universität Trier und Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier. Aktuelle Infos bei Instagram „erinnerlicht“ gegen das vergessen – es gibt dazu die App erinnerlicht-trier.de mit weiteren Informationen. Es gelten die aktuellen Coronaschutzregeln.
erinnerlicht ist eine Installation zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Trier und dem Umland. Jede und Jeder hat hier die Möglichkeit ein Licht zu spenden und damit das Schicksal eines Trierer Opfers zu erhellen. Konzipiert wird die Installation von einem Team aus Designer*innen und Historiker*innen aus Hochschule und Universität Trier, angeregt wurde sie von der AG Frieden e.V. . Mit erinnerlicht möchten wir die Schicksale von Trierer Bürgerinnen und Bürgern, die als Juden verfolgt wurden, sichtbar machen und vor Ort zum ganz persönlichen Gedenken und zur Auseinandersetzung mit diesem Verbrechen anregen. Bedanken möchten wir uns bei unseren 14 Partnern und Sponsoren, ohne deren finanzielle und ideelle Unterstützung das Projekt nicht hätte umgesetzt werden können (Liste siehe unten).
Gedenktag 27. Januar
Im Jahr 2005 wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt, denn 60 Jahre zuvor – am 27. Januar 1945 – wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. In mahnender Erinnerung an alle Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken, wird als demokratische Pflicht auch in Trier seit Jahren praktiziert. In diesem Jahr widmet sich erinnerlicht explizit den jüdischen Opfern der Stadt Trier und dem Umland. Knapp 650 Bürgerinnen und Bürger wurden zwischen Oktober 1941 und März 1943 von Trier aus in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Von diesen haben nur 29 die Shoah überlebt.
Personen
Aus Trier wurden knapp 650 Männer, Frauen und Kinder deportiert, weil sie nach der nationalsozialistischen Rassenideologie als „jüdisch“ galten. 323 von ihnen sind als eingesessene Trierer Bürgerinnen und Bürger anzusehen, die restlichen wurden aus dem Trierer Umland deportiert oder waren seit November 1938 aus den umliegenden Orten und Kleinstädten nach Trier gezogen. Die Auswahl der hier vorgestellten Einzelschicksale erfolgte aufgrund der guten Quellenlage zu diesen Personen – über viele andere ist leider bisher noch wenig bekannt. Um mehr über die einzelnen Personen zu erfahren, tippe sie an.
Die gezeigten Bilder sind größtenteils sogenannte „Kennkarten“. Diese wurden im Deutschen Reich 1938 als „Inlandausweis“ eingeführt und konnten von allen deutschen Staatsangehörigen beantragt werden. Diese Freiwilligkeit bestand jedoch nicht für Jüdinnen und Juden, die zwangsweise eine mit einem „J“ versehene Kennkarte immer bei sich tragen mussten, um sich auszuweisen. Auch die auf diesen Kennkarten eingefügten Passfotos sind daher nicht freiwillig entstanden. Außerdem erkennbar ist die ab Januar 1939 eingeführte Pflicht, die Zwangsnamen Sara bzw. Israel zusätzlich zum eigenen Vornamen zu tragen. Diese wurden auch in die amtlichen Dokumente aufgenommen. Als Teil des Ausgrenzungs- und Entrechtungsprozesses der jüdischen Bevölkerung gingen diese Maßnahmen den Deportationen voraus.
Orte
Die hier verzeichneten Adressen beziehen sich auf die letzten Meldeadressen der aus Trier deportierten Jüdinnen und Juden. Nicht immer ist dieser letzte Wohnort vor der Deportation ein selbst gewählter. In einigen Fällen markiert diese Adresse auch ein sogenanntes „Judenhaus“. Diese waren als Zwangsunterkünfte ausgewiesen und befanden sich im Eigentum einer Jüdin oder eines Juden. Ab Herbst 1939 begann die Geheime Staatspolizei (Gestapo) diese Zwangsunterbringung der kennzeichnungspflichtigen Juden durchzuführen, um Wohnraum für die „arische“ Bevölkerung zu schaffen.
Vom Bahnhof der Stadt Trier aus fuhren fünf Deportationszüge Richtung Osten, deren Zielorte die Ghettos in Litzmannstadt (Łódź/heute: Polen) und Theresienstadt (Terezín/h: Tschechien) sowie das Vernichtungslager Belzec (Bełżec/h: Polen) und das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz(-Birkenau) (Oświęcim/h: Polen) waren. Vier weitere Sammeltransporte nach Theresienstadt und Auschwitz waren ebenfalls mit Triererinnen und Trierern besetzt. Im Vorfeld der Deportationen wurden die ausgewählten Jüdinnen und Juden gezwungen, ihre Habseligkeiten zu packen und sich mit Gepäck am Bischof-Korum-Haus (Rindertanzstr.) einzufinden um von dort aus mit selbst gekauften Fahrkarten die Bahnfahrt nach Osten anzutreten. Für die Abwicklung der Deportationen waren die Gestapo und die Städtische Polizei zuständig – die Abwicklung der Vermögensentziehung und der Versteigerung der nach der Deportation freigewordenen Immobilien samt Mobiliar lief über das städtische Finanzamt.
Gedenkinstallation
Von der Stele im Durchgang kann Licht »gespendet« werden. Leuchtet man, zum Beispiel mit dem Mobiltelefon, auf einen Sensor, wandert ein Lichtpunkt auf eine große Projektionsfläche. Je mehr Besucher*innen teilnehmen, desto heller leuchtet der Innenhof der Porta Nigra. Auf dem Bildschirm erscheint anschließend eine von mehr als 650 Personen aus Trier und der Umgebung, die als Jüdinnen und Juden Opfer des Nationalsozialismus wurden. Zu all diesen Menschen haben wir zahlreiche Quellen geprüft und Informationen gesammelt, um deren persönliche Geschichte erzählen zu können. Diese Recherchen wurden eigens für Erinnerlicht angestellt und werden erstmalig im Zuge dieser Gedenkveranstaltung veröffentlicht.
Informationssammlung
Über das interaktive Element des „Lichtspendens“ hinaus finden die Besucher*innen im Durchgang der Porta Nigra Kopien von sogenannten Kennkarten an den Wänden. Diese Kennkarten fungierten ab 1938 als verpflichtendes Ausweisdokument unserer jüdischen Mitmenschen, welche gezwungen waren, diese zu besitzen und ständig mit sich zu führen. Das eingestempelte „J“ und die zwangsweise zu tragenden zusätzlichen Vornamen Sara bzw. Israel dienten der Stigmatisierung. In der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier / Stadtarchiv sind über 300 dieser Karten archiviert. Die Kennkarten stehen für die zahlreichen dramatischen Einzelschicksale und sollen einen persönlichen Zugang zu den Opfern ermöglichen.
Die WebApp Erinnerlicht-Trier.de
ermöglicht den Besucher*innen weitere Informationen über die Schicksale der deportierten Personen sowie deren Familienmitglieder zu erhalten. Sie gibt detaillierte Auskunft zur geplanten Installation und beleuchtet darüber hinaus den historischen Hintergrund. Weiterhin werden spannende Einzelschicksale und weiterführende Informationen zur Installation sowie Einblicke hinter die Kulissen auf dem Instagram-Kanal „erinnerlicht“ veröffenticht.
Initiator der Installation ist der Arbeitskreis „Trier im Nationalsozialismus“ der AG Frieden e. V.: im Spätsommer 2021 haben wir Partnern für die Umsetzung einer Gedenkveranstaltung zum 27. Januar gemacht und sind mit Hochschule und Universität fünmdig geworden. Entwickelt und umgesetzt wird Erinnerlicht von Studierenden der Hochschule Trier der Fachrichtung Intermedia Design, sowie Studierenden des Fachs Geschichte der Universität Trier. Besonders danken möchten wir allen Studierenden sowie Lena Haase, M.A. Universität Trier für die Gesamtkoordination, Jonas Eiden M.A. Hochschule Trier für die Medieninstallation sowie dem Leitenden Professor der Hochschule Trier Prof Daniel Gilgen und auch Matthias Spartz vom Ak Trier im Nationalsozialismus der AGF für die Initiative.
Ein Projekt von Intermedia und Kommunikations Design der Hochschule Trier, Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL der Universität Trier und Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier.
Bedanken möchten wir uns bei unseren Partnern und Sponsoren.
Ohne deren finanzielle und ideelle Unterstützung hätte das Gedenkprojekt nicht realisiert werden können (alphabetisch):
- Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL der Universität Trier
- Freytag & Petersen
- Herbert & Veronika Reh Stiftung
- Hochschule Trier
- Intermedia Design
- Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz
- Landeszentrale für politische Bildung RLP
- Landtag Rheinland-Pfalz
- Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz
- Nikolaus Koch Stiftung
- Sparkasse Trier
- Staatskanzlei Rheinland-Pfalz / Dieter Burgard – Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen
- Stadt Trier
- Universität Trier