27.01.2022 | Arbeitskreise & Projektgruppen

Zum Gedenktag 27.1.: interaktive Gedenkinstallation

Vom 27. bis zum 29. Januar 2022, jeweils von 17:30 bis 21:30 Uhr, wurde an der Porta Nigra eine interaktive Medieninstallation zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Trier und dem Umland gezeigt. Die offizielle Eröffnung fand am 27. Januar statt, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Zu diesem Anlass haben Vertreter der jüdischen Gemeinde Trier als auch der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe sowie zwei Studierende und Markus Pflüger für die AGF gesprochen. Allein am 27.1. waren über 200 Menschen gekommen. Anbei weitere Infos und erste Fotos.

Erste Reaktionen einer Besucherin sie schrieb uns  gerade: „Eine gute Projektion: man muss nicht „nur“ schauen, sondern kann aktiv sein und etwas erfahren.Einige Gesichter waren animiert und schauen einen an oder bewegten sich gar! Das macht die Fotos lebendig.“

Erinnerlicht ist eine Medieninstallation zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Trier und dem Umland. Mit Erinnerlichtsollen die Schicksale von Trierer Bürgerinnen und Bürgern, die als Juden verfolgt wurden, sichtbar gemacht werden, um damit vor Ort zum ganz persönlichen Gedenken und zur Auseinandersetzung mit diesem Verbrechen anzuregen. Die Besucher*innen haben die Möglichkeit, mit der Installation Licht zu spenden, um damit das Schicksal eines Trierer Opfers der Shoah zu beleuchten.

Zwischen Oktober 1941 und März 1943 wurden von Trier aus knapp 650 Bürgerinnen und Bürger in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert – nur 29 von ihnen haben die Shoah überlebt. Diesen Deportationen vorausgegangen waren gesellschaftliche Ausgrenzung, Stigmatisierung, Entrechtung und Diskriminierung durch das NS-Regime, was sich auch an den sogenannten Kennkarten zeigt, deren Mitführung für jüdische Bürgerinnen und Bürger Pflicht war. Sie waren gezwungen, sich mit diesem Dokument auszuweisen, in das ein „J“ eingestempelt war und die zwangsweise zum eigenen Vornamen zu tragenden Namen Sara bzw. Israel eingetragen waren. Ausgehend von diesen über 300 im Stadtarchiv Trier überlieferten Kennkarten entstand eine Installation, die mehr möchte, als nur gedenken.

Erinnerlicht soll den Besucher*innen die Möglichkeit geben, Einzelschicksale hinter dem bürokratischen Akt der Entrechtung und Deportation zu erkennen und etwas über das Leben in Trier und dem Umland der Menschen vor der Deportation zu erfahren. Je mehr Besucher*innen an der Installation teilnehmen, um einer verfolgten Person zu gedenken und ihr ein Licht zu spenden, desto heller erstrahlt der Innenhof der Porta Nigra, denn ihr Licht bleibt für alle sichtbar.

Konzipiert wurde die Installation von einem Team aus Designer*innen der Hochschule Trier (Masterstudierende der Fachrichtungen Intermedia Design und Kommunikationsdesign, betreut von Prof. Daniel Gilgen und Jonas Eiden) sowie Historiker*innen der Universität Trier. Den Anstoß gab die AGF.

Projektförderung: Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen Rheinland-Pfalz, Filmmedien Nachwuchsförderung Rheinland-Pfalz, Freytag & Petersen, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, KLF Autoservice Trier, Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätte und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz, Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Landtag Rheinland-Pfalz, Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz, Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz, Ministerium für Gesundheit und Wissenschaft Rheinland-Pfalz, Nikolaus Koch-Stiftung, Reh-Stiftung Trier, Sparkasse Trier, Stadt Trier.

Zur Begrüßung sprach Markus Pflüger für die AGF und sagte:““Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen„. Dieses Diktum des Auschwitz-Überlebenden Primo Levi ist und bleibt demokratische Verpflichtung. Es liegt in unserer Verantwortung dem Gedenken an die deutschen NS-Ver­brechen weiterhin Gehör zu verschaffen sowie Konsequenzen daraus einzufordern. Wenn Kritiker von Coronaschutz-maßnahmen sich als Opfer mit gelbem Stern inszenieren ist das eine Bagatellisierung des Antisemitismus und eine Verhöhnung der jüdischen Opfer des Holocaust. Die Verbrechen des National-sozialismus sind kein Fliegenschiss – Erinnerungsarbeit und Denkmäler sind keine Schande, sondern eine wichtige und zur Zeit besonders Aufgabe in der wir unsere Verant­wortung für Menschenwürde und Demokratie wahrnehmen, Erinnern bedeutet auch Zukunft.“ Er begrüßte zahlreiche prominente Besucher*innen und Vertreter von Sponsoren und Unterstützer*innen und wies auf die parallel laufende Plakat-Aktion gegen Antisemitismus vom „Verein für ein buntes Trier gemeinsam gegen Rechts“ hin.

An der Infostelle wurde zudem die aktuelle Broschüre „Die Fahrt in den Tod“ zu den Deportationszügen von der AG „Grenzenlos gedenken“ neben weitere Publikationen zum Thema angeboten. Diese sind jetzt im Weltladen der AGF, Pfützenstr.1 erhätlich.

 

Fotos vom 27.1.2022: Mechthild Schneiders, Galerie Netzwerk (die 3 Fotos ganz unten), Logo: Leon Morbach

Weitere Infos: www.erinnerlicht-trier.de